Epidemie

Trump kündigt "dramatische" Wirtschaftsmaßnahmen an

US-Präsident Donald Trump
US-Präsident Donald Trump APA/AFP/OLIVIER DOULIERY
  • Drucken

Der Dow Jones Industrial fiel wegen des Coronavirus auf den tiefsten Stand seit Jahresbeginn, der US-Präsident will nun gegensteuern. Auf das Virus testen lassen hat er sich indes noch nicht.

US-Präsident Donald Trump hat "dramatische" Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs in Aussicht gestellt. Heute, Dienstagnachmittag, werde er einige dieser Schritte vorstellen, kündigte er in der Nacht in Washington an. Zuvor hatten die US-Börsen ihren schlimmsten Handelstag seit der Finanzkrise von 2008 erlebt. Trump will nun mit den wirtschaftlichen Auswirkungen durch das neuartige Virus entgegensteuern, etwa mittels Lohnsteuererleichterungen undr Kredite für Kleinunternehmen.

Weiters wolle er mit Kongressvertretern über Hilfen für Menschen, die nach Stundenlohn bezahlt würden, sprechen, meinte Trump. Und: Auch Gespräche mit Fluggesellschaften, Kreuzfahrtveranstaltern und der Hotelindustrie seien geplant. Sie sind von der aktuellen Krise durch das Virus besonders betroffen. Details verriet er nicht.

Dow Jones Industrial auf tiefstem Stand seit Jahresbeginn

Der Virus-Ausbruch habe "die Welt aus heiterem Himmel getroffen", sagte der US-Präsident. Bisher sei seine Regierung mit der Epidemie aber "sehr gut umgegangen". Das sich weiter ausbreitende Coronavirus und ein Crash an den internationalen Ölmärkten hatten den US-Aktienmarkt am Montag einbrechen lassen. Der Dow Jones Industrial fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres. In den vergangenen zwei Wochen hatte der Dow bereits fast elf Prozent verloren - belastet vor allem von den drohenden Folgen des Coronavirus für die Weltwirtschaft.

US-Finanzminister Steven Mnuchin versicherte, man werde alle zur verfügenden Mittel einsetzen, um die amerikanische Wirtschaft vor den Folgen des Coronavirus zu bewahren. Die Lage sei nicht mit jener in der Finanzkrise vergleichbar, sagte er und versicherte, die USA hätten die widerstandsfähigste Wirtschaft der Welt.

Weltweit haben sich inzwischen mehr als 110.000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. In den USA war die Zahl der Infektionen in den vergangenen Tagen sprunghaft gestiegen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte am Montag zunächst von 423 Infektionen und 19 Todesfällen durch das Virus gesprochen. Der CDC-Chef Robert Redfield sagte am Montagabend, die Zahl liege inzwischen bei mehr als 500 Infektionsfällen. Nach Zählungen der "New York Times" gab es am Montagabend sogar bereits mehr als 660 Infektionen und mehr als 25 Todesfälle in den Vereinigten Staaten.

Pence: Ansteckungsgefahr gering

Die Entwicklung setzt Trumps Regierung zunehmend unter Handlungsdruck. Der Präsident hatte sich in den vergangenen Tagen darum bemüht, die Bevölkerung zu beruhigen, und argumentiert, die Lage werde teils überzogen dargestellt. In den USA sei das allgemeine Ansteckungsrisiko gering, und das Land sei bestens gerüstet. Auch US-Vizepräsident Mike Pence, der die Bemühungen der Regierung rund um das Virus koordiniert, versicherte, das Risiko für die generelle Bevölkerung, sich anzustecken, bleibe gering. Vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen seien gefährdet. Er räumte zugleich ein, das Land müsse sich auf weitere Infektionen einstellen.

Zuletzt hatten mehrere hochrangige republikanische Politiker angekündigt, sich als Vorsichtsmaßnahme freiwillig in Quarantäne zu begeben, nachdem sie vor einigen Tagen bei einer Konferenz in Washington mit einem späteren Covid-19-Patienten in Kontakt gekommen waren. Zwei dieser Republikaner wiederum waren in den vergangenen Tagen auch mit Trump selbst in Kontakt. Der Präsident hatte die Konferenz in Washington auch selbst besucht. In der vergangenen Tagen betonte Trump jedoch mehrfach ausdrücklich, er sei wegen der Entwicklung nicht persönlich beunruhigt.

Trump nicht auf Virus getestet

Auch die Sprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham, versicherte, in der Regierungszentrale laufe alles wie üblich. Insofern habe sich der US-Präsident auch noch nicht auf das Virus testen lassen, teilte das Weiße Haus mit. Denn: Trump habe weder einen längeren engen Kontakt mit bestätigten Covid-19-Patienten gehabt noch irgendwelche Symptome, um den Test-Verzicht zu begründen. "Präsident Trump befindet sich weiter in hervorragender Gesundheit und sein Arzt wird ihn weiterhin genau überwachen", betonte Grisham.

(APA/dpa/AFP/Red. )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kam das Virus über Deutschland nach Codogno?
Coronavirus

Stammt der europäische "Patient null" aus Deutschland?

Einige Experten sehen einen Zusammenhang zwischen der Infektion in der Lombardei und dem ersten Fall in Bayern. Möglicherweise ist aber das Coronavirus über viele Wege nach Europa gelangt.
Archivbild von Christian Drosten in der Berliner Charité-Klinik.
Sars-CoV-2

Deutscher Virologe: Frühling dürfte Coronavirus kaum verlangsamen

Es sei wohl damit zu rechnen, "dass wir direkt in eine Epdemiewelle hineinlaufen“, glaubt der deutsche Experte Christian Drosten.
Die rigiden Maßnahmen sollen vorerst bis zum 3. April gelten.
Sperrzone

Coronavirus: In der Lombardei "ist die Welt stehen geblieben"

"Man hört keine Kinder spielen und nicht einmal die Kirchenglocken läuten mehr“, erzählt eine Frau in der Sperrzone. Seit zwei Wochen darf sie das Haus nicht mehr verlassen.
Gefängnisinsaßen auf dem Dach des Gefängnisses San Vittore in Mailand.
Coronavirus

Elf Tote bei Gefängnisrevolte in Italien

Wegen Restriktionen aufgrund der Coronavirus-Epidemie ist es am Wochenende in mehreren italienischen Gefängnissen zu Aufständen gekommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.