Coronavirus

Lombardei fordert totale Abschottung

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Im Kampf gegen das Coronavirus hat die ungarische Notenbank  mit der Desinfizierung von Banknoten begonnen. In der Lombardei wird bereits über einen Stopp der Transport- und Logistikbranche nachgedacht.

Als extreme Maßnahme zur Eingrenzung der Coronavirus-Epidemie fordert die von der Infektion schwer betroffene norditalienische Region Lombardei die totale Abschottung. Der Regionalpräsident der Lombardei Attilio Fontana sprach sich am Dienstag für die Einstellung aller Betriebe, der Schließung der Geschäfte und die Einstellung des öffentlichen Verkehrs.

Über diese äußerst radikalen Maßnahme beriet Fontana mit zwölf Bürgermeistern der lombardischen Städte. "Die Bürgermeister sind einverstanden. Wir leisten Wunder, doch wir haben die Grenzen unserer Kapazitäten erreicht. Wir werden bald nicht mehr in der Lage sein, für allen Patienten eine angemessene Behandlung sicherzustellen. Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass die Zahl der Infizierten zurückgeht", sagte Fontana im Interview mit dem TV-Sender Sky Tg24.

"Wir können nicht weitere drei Wochen mit einem derartigen Ansturm auf die Notfallambulanzen und die Intensivstationen in den Krankenhäusern durchhalten", warnte der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Gallera, bei einer Pressekonferenz in Mailand. Die bisher von der italienischen Regierung ergriffenen Maßnahmen könnten sich als unzulänglich erweisen. Die Regierung habe bisher zu langsam gehandelt, um die Verbreitung der Epidemie einzugrenzen. Es gebe noch keine Anzeichen, dass die Epidemie nachlasse.

„Milliarden für Kurzarbeit"

Der Vize-Industrieminister Stefano Buffagni forderte die Aussetzung aller nicht wesentlichen Dienstleistungen in Italien. "Wir werden Milliarden für Kurzarbeit erhalten. Wir werden Unternehmen und Arbeitnehmer unterstützen können", versicherte Buffagni. Öffentliche Ämter sollten dagegen offen bleiben.

Nachdem die italienische Regierung am Montagabend ein Reise- und Versammlungsverbot verhängt hat und somit das Land de facto abschottet, stürmten verunsicherte Italiener die Supermärkte. Daraufhin kündigte die Regierung an, dass es keine Engpässe bei der Lieferung von Lebensmitteln und anderen Waren gebe. Den Italienern sei es nicht verboten, das Haus zu verlassen, um einzukaufen. Es bestünde daher kein Grund, Lebensmittel zu horten.

Mehrere Fluggesellschaften haben indes die Verbindungen nach Italien eingestellt. Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair streicht wegen der Corona-Krise bis zum 8. April sämtliche Italien-Flüge. Auch British Airways hat am Dienstag alle Flüge von und nach Italien gestrichen. Die Maßnahme gelte vorerst nur für einen Tag, wie eine Sprecherin der Fluggesellschaft mitteilte. Auch Malta unterbricht alle Verbindungen im Personenverkehr nach Italien. Die Flüge zwischen beiden Ländern würden sofort gestrichen, sagte Ministerpräsident Robert Abela. Die Fähren, die täglich zwischen Malta und Sizilien verkehren, würden nur noch zum Transport von Medizingütern und anderer Fracht genutzt, berichtete die Tageszeitung "Times of Malta".

Innerhalb eines Tages sind in Italien am Montag 97 Menschen der neuartigen Lungenkrankheit erlegen. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf 463. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 7.985, am Sonntag waren es noch 7.375. Italien hat wegen der Coronavirus-Epidemie drastische Maßnahmen ergriffen und ist in Europa das am schwersten von SARS-CoV-2 betroffene Land.

Ungarische Notenbank desinfiziert Banknoten

Im Kampf gegen das Coronavirus hat die ungarische Notenbank (MNB) mit der Desinfizierung von Banknoten begonnen, berichtete das Onlineportal "Napi.hu" am Dienstag. Nach Südkorea und China sei diese Maßnahme erstmals auch in Europa getroffen worden, bei der das Geld zwei Wochen in Containern gelagert und dann wärmebehandelt würde, hieß es.

Die Maßnahme wurde mit Hinweis auf die Weltgesundheitsorganisation WHO begründet. Mittels moderner Technik könne man das Risiko minimieren, dass infizierte Banknoten in Umlauf gelangen.

In Ungarn hat sich die Zahl der Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus bis Dienstag auf zwölf erhöht, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Alle drei Neuinfizierte sind iranische Studenten. Bei den zwölf Betroffenen handelt es sich um acht Iraner, einen Briten und drei Ungarn. In Quarantäne befinden sich 67 Personen.

Japan schnürt weiteres Konjunkturpaket

Japan stemmt sich mit einem weiteren milliardenschweren Konjunkturpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen des grassierenden Coronavirus. Die Regierung verabschiedete am Dienstag Maßnahmen im Volumen von einer Billion Yen (8,5 Milliarden Euro) zur Unterstützung von betroffenen Unternehmen.

Rund die Hälfte davon wird in Form von zinslosen Krediten für kleine und mittlere Firmen bereitgestellt, denen es an finanziellen Mitteln in Folge scharfer Verkaufseinbußen mangelt. Zudem werden Teilzeitkräften, die in Folge der Schulschließungen ihrer Beschäftigung nicht nachgehen können und sich stattdessen um ihre Kinder zu Hause kümmern müssen, Finanzhilfen von täglich 4.100 Yen zur Verfügung gestellt, wie Medien berichteten.

Erst vor einem Monat hatte die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe ein erstes Paket gegen die Viruskrise geschnürt, das Niedrigzins-Kredite über 500 Milliarden Yen für kleine und mittelgroße Unternehmen der Tourismus-Industrie und anderer vom Virus besonders betroffener Branchen beinhaltete. Die Viruskrise trifft Japan zu einer Zeit, da die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession zu rutschen droht.

Bisher sind in Japan rund 1200 Infektionen bestätigt, wobei rund 700 Fälle davon Menschen von Bord eines zeitweise unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes sind.

(APA/dpa)

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