Kolumne. Einst schliefen sie sich kreuz und quer durch die Welt. Beim Freund in Cape Tribulation/Queensland, bei der Freundin in Whitehorse/Yukon. Der Backpacker-Kodex besagt: Wer ins Land kommt, wird beherbergt.
Damals passte die Welt noch in ihre Hosentasche. Eine Nacht auf dem Sofa da, eine auf der Isomatte dort. Es war Ehrensache, die Brüder und Schwestern im Geiste zu beherbergen. So lange alle studierten, war das herrlich und wechselseitig gerecht.
Dann trennten sich die Wege. Die einen wurden sesshaft, fanden einen Job, gründeten eine Familie. Die anderen verdienten auch ihr Brot, spritzten aber den Rest. Sie besuchten weiter einen nach dem anderen.
Am Anfang hatten die früheren Reisegefährtinnen noch kein Problem, wenn da einer am Wohnzimmerteppich campierte, während sie das Baby stillten. Die alten Kumpel ließen sich noch gern auf ein Bier entführen, aber der Typ, der morgens zeitgleich mit der Familie das Badezimmer okkupierte, störte doch empfindlich. Immer noch hielt sie der Ehrenkodex zusammen.
Ein paar Jahre später, wenn abends Vorstandspräsentationen geschrieben und Schulkinder abgeprüft werden mussten, stieg Ärger hoch, wenn sich schon wieder ein Berufsjugendlicher mit viel Tagesfreizeit ansagte. Der wollte bespaßt werden, wie früher. Familie und Job wehrten sich.
Wie „führt“ man so eine Freundschaft durch den Lebenszyklus? Tatsächlich, das ist eine Führungsfrage. Die Optionen:
- Zähne zusammenbeißen: wird mit den Jahren immer schwieriger.
- Ehrliche Worte: werden mit Unverständnis, oft dem Ende der Freundschaft quittiert.
- Eine nette Airbnb-Unterkunft vorschlagen: konstruktiv, aber unerwünscht. Der Backpacker-Kodex war schon sehr bequem.
- Zuletzt: auf die Pension warten. Da werden alle wieder mobil.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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