Pizzicato

Die „Krone“ und der Kaiserenkel

Die Nachrichten aus Wien waren alarmierend. „Kaiserenkel hat sich in Genf angesteckt“, titelte just die „Krone“.

Sie zeigte Karl Habsburg, blass und angeschlagen, vor dem Hintergrund des Doppeladlers auf ihrer Titelseite. Ausgerechnet Genf, Schauplatz des Attentats auf Kaiserin Sisi anno 1898. Sollte es ein böses Omen sein?

Halb so wild, teilte das Oberhaupt des Hauses Habsburg via Telefon aus der Heimquarantäne mit. Er wäre nicht Ottos Sohn und Zitas Enkel, die beide ein Methusalem-Alter erreicht haben, hätte er nicht – durch und durch ein Patriot – angemerkt: „Keine Panik – Österreichs Behörden agieren hervorragend.“ Beruhigend zu wissen – an einem Tag, an dem die türkis-grüne Regierung Sondermaßnahmen gegen die Coronakrise verhängt hat.

Karl Habsburg ging mit gutem Beispiel voran. Und was tat Harry, Enkel der bald 94-jährigen Queen, auf der anderen Seite des Ärmelkanals? Lippenleser und Experten für Körpersprache waren gefragt. Am Commonwealth Day gab er in der Westminster Abbey ein „Last Hurrah“, ein frostiges „Last goodbye“ an der Seite Meghans, wie die „Daily Mail“ schreibt. Ehe er Reißaus nahm vor der Verwandtschaft, dem Boulevard, der Brexit-Insel und dem Coronavirus – wahrscheinlich in dieser Reihenfolge. Wenn sie drüben auf der Insel doch nur ein Blatt wie die „Krone“ hätten . . . (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2020)

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