Viele empörte Genossen wollen an der Mitgliederbefragung der Bundesparteichefin aus Protest nicht teilnehmen – sie planen bereits für die Zeit danach.
Wien. „Hier drinnen wird sie keiner wählen.“ Es war eine ernüchternde Diagnose, die ein roter Delegierter bei der SPÖ-Klubklausur in Frauenkirchen gegenüber der „Presse“ tätigte. Mit „sie“ war SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner gemeint, die am Ende ihrer Rede bei der Klubklausur fast schon fatalistisch aufhorchen ließ: „Unser Ziel muss sein: Siegen in Wien im Herbst, ob mit mir an der Spitze der Partei oder ohne mich an der Spitze der Partei“, hatte sie der Führungsriege der Wiener SPÖ überraschend erklärt.
Bei Gesprächen der „Presse“ mit zahlreichen Delegierten während der roten Klubklausur, die am Dienstag zu Ende ging, fanden sich tatsächlich kaum Funktionäre, die bezüglich Rendi-Wagners Mitgliederbefragung erklärten: „Ich werde für ihren Verbleib als SPÖ-Chefin stimmen.“ Denn die Verärgerung über das Vorgehen der Bundesparteichefin, die bei der Befragung der roten Basis auch die Vertrauensfrage stellt, ist gerade in Wien exorbitant hoch. Und das zieht sich quer durch die Wiener Partei. „Warum hat sie das getan?“, fragen sich zahlreiche Genossen kopfschüttelnd.