Coronavirus-Epidemie

Bereits 30 Prozent weniger Passagiere am Flughafen Wien

REUTERS
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Die weltweit um sich greifende Corona-Epidemie bringt die Luftfahrt in gefährliche Turbulenzen. Das bekommt auch der Flughafen Wien zu spüren, wo Passagiere ausbleiben.

Seit dem Ausbruch des Coronavirus auch in Europa ist das Passagieraufkommen am Wiener Flughafen massiv eingebrochen. Im März 2020 gab es bisher einen Passagierrückgang um rund 30 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres - Tendenz fallend.

Die Februar-Zahlen lassen vom Coronavirus noch wenig erahnen: Das Passagieraufkommen der Flughafen-Wien-Gruppe (Flughafen Wien, Malta Airport und Flughafen Kosice) stieg im Februar 2020 um 9,3 Prozent auf 2,5 Millionen Reisende, teilte der Flughafen am Mittwoch mit. Der Standort Wien verzeichnete ein Passagierplus von 8,3 Prozent auf 2 Millionen.

Die Flugbewegungen nahmen im Februar 2020 um 7,9 Prozent zu. Beim Frachtaufkommen verzeichnete der Flughafen Wien ein Plus von 3,0 Prozent im Vergleich zum Februar des Vorjahres.

Das Passagieraufkommen am Flughafen Wien nach Westeuropa stieg im Februar 2020 um 8,0 Prozent, nach Osteuropa nahm das Passagieraufkommen um 10,6 Prozent zu. Positiv entwickelte sich auch das Passagieraufkommen nach Nordamerika mit einem Plus von 11,4 Prozent und nach Afrika mit 29,7 Prozent. In den Nahen und Mittleren Osten stieg das Passagieraufkommen um 15,7 Prozent. Das Passagieraufkommen in den Fernen Osten ging im Februar 2020 allerdings um 10,1 Prozent zurück, was vor allem auf die Ausbreitung des Coronavirus in China und das damit verbundene rückläufige Reiseverhalten und die Einstellungen von Flugverbindungen in diese Region zurückgeführt wird.

Ein Passagierplus gab es im Februar 2020 für den Flughafen Malta mit einem Zuwachs um 17,3 Prozent. In Kosice sank das Passagieraufkommen um 25,6 Prozent.

Airlines weltweit in der Krise

Airlines in Europa strichen am Dienstag noch mehr Italien-Flüge, nachdem die Regierung in Rom landesweite Reisebeschränkungen für das am stärksten betroffene Land in Europa verhängt hatte. Für schwache Fluggesellschaften entwickelt sich der Markteinbruch zur existenziellen Gefahr.

"Wenn die Situation länger andauert, könnten wir einen Punkt erreichen, an dem wir das Überleben des Unternehmens nicht garantieren können", warnte der Präsident von Korean Air Lines, Woo Kee-hong, in einer Mitarbeiterinformation. Die größte Airline Südkoreas hat mehr als 80 Prozent ihrer internationalen Kapazität gestrichen. Fast zwei Drittel der 145 Maschinen großen Flotte stehen am Boden.

Die AUA hält sich bereit, auf den von der Regierung verhängten Einreisestopp aus ganz Italien zu reagieren. Sobald man die verbindliche behördliche Notifikation erhalte, "würden wir sie natürlich unmittelbar umsetzen", sagte AUA-Sprecher Peter Thier am Dienstagnachmittag zur APA. Den Flugverkehr zwischen Wien und Norditalien hat die AUA bereits bis zum 28. März ausgesetzt.

Auch die Ryanair-Tochter Laudamotion, British Airlines und Easyjet strichen viele Italien-Flüge. Die Billigflieger Norwegian Air Shuttle und die ungarische Wizz Air stellten sämtliche Verbindungen nach Italien bis April ein.

Am Montag hatte auch die größte europäische Billigfluggesellschaft Ryanair Inlandsflüge in Italien abgesagt und den Flugplan nach Norditalien von außerhalb weiter ausgedünnt. Das bedeute drei Millionen weniger Passagiere im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2020, erklärte Ryanair. Jetzt sei mit 151 Millionen Kunden zu rechnen, noch immer sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Wegen der massiven Ausfälle im Luftverkehr kündigte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel an, die Regeln zu Start- und Landerechten vorübergehend auszusetzen. Sie schreiben vor, dass Airlines ihre Slots dauerhaft zu 80 Prozent nutzen müssen, um sie nicht zu verlieren. Es gelte, die Fluggesellschaften zu erleichtern und klimaschädliche "Geisterflüge" zu verhindern, die nur zum Sichern der Slots abheben würden, sagte von der Leyen.

Airline-Aktien im Sturzflug

Seit Jahresbeginn fielen Aktien der europäischen Airlines um 38 Prozent. Bei den 20 größten Anbietern weltweit lösten sich zusammen 70 Milliarden US-Dollar (61,1 Milliarden Euro) oder fast ein Drittel des Börsenwertes in Luft auf. Alle größeren Gesellschaften in Europa sollten den Sturm überstehen, erklärte Daniel Röska, Analyst von Bernstein Research. Mit drastischen Flugstreichungen und Einsparungen bei den Personalkosten hätten sie genug Liquidität, um einen Buchungsrückgang von mehr als 50 Prozent für zwei bis drei Monate lang auszuhalten. Nur Norwegian hänge am seidenen Faden. Die Airline teilte in Oslo mit, von Mitte März bis Mitte Juni fielen voraussichtlich rund 3.000 Flüge aus. Ein "beachtlicher Teil" der Belegschaft verliere vorübergehend den Job. In der vergangenen Woche musste schon die angeschlagene britische Airline Flybe aufgeben.

Die Flugzeugbauer werden ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. So erklärte die australische Gesellschaft Quantas, sie werde die Bestellung von einem Dutzend neuer Airbus A350 verschieben. Sie fahre die Kapazität über die kommenden sechs Monate um fast ein Viertel zurück. Eine erste Schätzung, wonach Corona das Unternehmen bis zu 150 Millionen Australische Dollar (86,6 Millionen Euro) kosten könnte, warf Qantas über Bord und wagte keine Prognose mehr. Für den Rest des bis Ende Juni laufenden Geschäftsjahrs will Airline-Chef Alan Joyce auf sein Gehalt verzichten. Die Manager erhalten keine Boni, Beschäftigte sollen unbezahlten Urlaub nehmen. "Das ist kein Wirtschaftsereignis", sagte der Chef der US-Airline Delta, Ed Bastian auf einer Konferenz. Es sei ein "Angstereignis" ähnlich wie die Folgen der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA.

(APA)

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