Angesehen

Österreich in neuer Netflix-Serie: Verrückt schön! Komplett malerisch!

(c) Netflix
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Drei Experten nehmen sich in der neuen Netflix-Serie „Restaurants am Abgrund“ maroder Lokale in guter Lage an. Darunter eines in Tirol. Das ist teilweise extrem witzig.

Mit den Superlativen geht man in englischsprachigen Doku-Soaps deutlich großzügiger um als im deutschen Sprachraum, das kann man in diversen Formaten beobachten. Seit Freitag auch in der Netflix-Produktion „Restaurants am Abgrund“ (im Original doppeldeutiger: „Restaurants on the Edge“). Ein Experten-Trio, bestehend aus dem Koch Dennis Prescott, Innenarchitektin Karin Bohn und Cocktail-Mixer und PR-Fachmann Nick Liberato, wurde darin „von Restaurants an den schönsten Plätzen der Welt“ eingeladen, um sie vor der Schließung zu bewahren. Darunter auch vom Arlberg Boutique Hotel-Hostel in Pettneu in Tirol.

Treffen die Superlative Vertrautes, wird es schnell befremdlich. Bei der Vorstellung des Landes (man fährt Zug) geizt man nicht mit Lob in höchsten Tönen. Österreich stehe auf der Liste der Orte, die man gesehen haben müsse, und wenn man sich im Internet Fotos ansehe, wolle man sofort herkommen, sagt Prescott. Aber wenn man dann herkomme, erkenne man erst, wie „verrückt schön“ das Land sei. Es sei „komplett malerisch“ hier, findet auch Bohn. Überall, wo man hinsehe, seien diese „kleinen Dörfer mit perfekt gepflegten Häusern", staunt sie: "Es ist, wie wenn man das perfekteste Bilderbuch öffnet und drin ist Österreich."

In diesem Bilderbuch leben also die Wirte Dave und Miriam („Sie sind die Besten!“), deren Gasthaus leer bleibt. Ein Blick auf die Karte erklärt vielleicht, warum: Italienischer Käse statt Tiroler Kas, Spareribs statt Schnitzel und Känguru-Würste statt Gröstl. Das kommt weder bei den Einheimischen noch bei den Touristen gut an. Auch der Gastraum lädt nicht zum Verweilen ein: Nackte Wände, Teppichboden und überall dunkles Holz. „Alt. Aber nicht gut gealtert“, befindet das Experten-Trio.

Es muss unbedingt „Austria“ draufstehen

Nun macht man sich an die Rettung: Innenarchitektin Bohn beschäftigt sich mit Upcycling, Koch Prescott mit lokaler Küche. Liberato lässt das Logo umgestalten (es muss unbedingt „Austria“ darauf stehen) und entwickelt einen Cocktail, angeregt durch einen Favoriten der lokalen Bevölkerung: „Leute, ich habe einen tollen Cocktail namens Hugo entdeckt!“ Inspiration holt man sich beim Sommerfest in St. Anton am Arlberg („Fehlt nur noch, dass jemand jodelt. Oh, da jodelt jemand.“).

Herrlich exzentrisch sind die Begegnungen mit den Ortsansässigen. „Das ist mein Traum“, sagt Koch Prescott in der Käserei auf der Trischalpe enthusiastisch. Der laut Insert „verrückte Käse-Wissenschaftler“ Michael erwidert leidenschaftslos: „Okay.“ Ein „Charakter. So außerhalb der Norm“ ist auch Lichtdesigner Felix. Der junge Mann mit den langen Dreadlocks soll für die Innenarchitektin aus alten Skiern Lampen basteln. Außerdem gibt er ihr eine Kostprobe des Tiroler Charmes. Oder Humors. Oder von beidem. Mitten im Gespräch unterbricht er: „Ich muss die Waschmaschine ausschalten.“

Und dann gibt es doch Schnitzel

Die Inneneinrichtung ist am Schluss wirklich gelungen (viel Grün, die schönen alten Holzböden wurden restauriert). Und auch das neue Schild mit dem umgestalten Logo leuchtet endlich. Beim Essen befolgt man ein Rezept, dass sich auch durch die anderen Folgen zieht: „Feiert das Lokale!“, fordert der Koch (in Folge eins importierte ein Fischlokal auf Malta Meeresfrüchte aus Skandinavien!). Entgegen dem Willen der Lokalbetreiberin setzt er doch Schnitzel in drei Varianten auf die Karte (ein Cordon bleu Hawaii, ein Mal Karfiol, ein Mal Huhn mit mexikanischer Würzung).

Das sympathische Wirts-Paar ist glücklich, die Bewertungen auf Google hymnisch. Und auch den Zuschauer lässt die Folge, wenngleich leicht belustigt, irgendwie zufrieden zurück. Die Außenperspektive verschafft einem manchmal eine frische Sicht auf das Eigene und seine Schönheiten.

Unbedingt im englischen Original ansehen!

„Restaurants am Abgrund“, seit Freitag auf Netflix

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