Melbourne

Formel 1: Steriler denn je

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Ungeachtet aller Coronavirus-Bedenken will der PS-Zirkus in Melbourne vor Zuschauern starten.

Melbourne. Die Formel 1 galt seit jeher als „steriler“ Rennzirkus mit unnahbaren Akteuren und klinisch sauberen Boxen und Motorhomes. Dieses Klischee ist derzeit eine der ratsamsten Verhaltensweisen in der globalen Coronavirus-Krise. Doch in Melbourne, wo der F1-Tross am Sonntag in eine bereits von Absagen, Zweifeln und Misstrauen geprägte Saison starten soll, will auch keine Freude gedeihen.

Über 300.000 Tickets wurden für das hochpreisige PS-Event verkauft. Und ohne Zuschauer, so der Tenor von Veranstalter und F1-Eigner Liberty Media, wäre es kein Spektakel. Spielverderber waren jedoch gleich drei Verdachtsfälle: Ein McLaren- und zwei Haas-Techniker wurden getestet, das Resultat abgewartet.

Was, wenn das Virus auch in der Boxengasse angelangt ist, in der Fahrer weder Autogramme schreiben noch für Selfies parat stehen? Dann steht der Saisonstart auf der Kippe, dem ein Geisterrennen in Bahrain, wohl die Absage in Vietnam und der bereits feststehende Ausfall des Shanghai-GP folgen. Vor allem: Kommen italienische Techniker und Teams wie Alpha Tauri bzw. Ferrari, wenn sie in der Heimat sind, wieder aus dem Land?

Schatten der Ferrari-Affäre

Dazu kommt das Misstrauen ob der Ferrari-Affäre. Die Schummelvorwürfe rund um den Motor, die von Ex-Teamchef und FIA-Präsident Jean Todt trotz aller Manöver nicht geglättet scheinen, wiegen weiterhin schwer. Vor allem, weil die FIA keine Ergebnisse ihrer Untersuchung preisgibt. Die Saison, in der die Königsklasse ihren 70. Geburtstag feiern und Titelverteidiger Lewis Hamilton den WM-Rekord von Michael Schumacher einstellen will, droht zur umstrittensten PS-Tournee der Geschichte zu werden. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2020)

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