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Was Manager von der stoischen Philosophie lernen können

Mark Aurel, ein Stoiker
Mark Aurel, ein Stoiker(c) dpa (A9999 Bruno Vandermeulen)
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Kolumne "Hirt on Management": Folge 120. Stoizismus für Manager.

In unserer Rubrik „Hirt on Management“ schreibt Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen über herausfordernde Situationen und kritische Entscheidungen für Manager.

Nach dem Tod von Sokrates und der Auflösung der griechischen Kultur haben sich eine Reihe von Philosophien aus der sokratischen Philosophie entwickelt. Eine dieser Philosophien ist der Stoizismus oder die Stoa. 

Was Wien damit zu tun hat
Einer der prominentesten, und vielleicht auch der interessanteste, Vertreter der stoischen Philosophie ist Mark Aurel der römische Kaiser und Philosoph, der im Jahr 180, möglicherweise in Wien, gestorben ist. 

Die stoische Philosophie ist besonders geeignet für Menschen mit Verantwortung, die mit beiden Beinen im Leben stehen und die diese Verantwortung auf höchstem ethischem Niveau wahrnehmen möchten.

Während andere Lebensphilosophien Lust, Genuss, Freude, Glück, Nutzen oder Ähnliches in den Mittelpunkt stellen, hat der Stoiker das zentrale Bestreben, sich selber nicht zu enttäuschen. Der Stoiker möchte die beste Version eines Menschen sein, insbesondere auf moralisch-ethischer Ebene. 

Das Stoiker hat keine Angst vor Schmerz, Kälte, Leid, Armut, Tod und den anderen, oft schrecklichen, Wechselfällen des Lebens. 

Sich selbst unter Kontrolle haben
Er kennt nur eine Sorge, nämlich dass er die Dinge, die er vollständig unter Kontrolle hat, und das ist im Wesentlichen er selber, auch tatsächlich optimal unter Kontrolle hat und optimal handhabt.

Der Stoiker nimmt nur für eine Sache die Verantwortung, aber für diese übernimmt er die volle Verantwortung, nämlich für sich selber, seine Seele, seinen Willen, seine Emotionen, seine Gedanken, seine Gewohnheiten, sein Verhalten. 

Sein Ziel ist dabei tugendhaft zu sein, seinen bestmöglichen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten und die ihm zugewiesene Aufgabe bestmöglich zu erfüllen, also seine moralische Verantwortung zu übernehmen.

Der Stoiker ist ein zutiefst pragmatischer und handlungsorientierter Mensch. Der Stoiker macht sich keine Sorgen, was morgen bringen wird, denn der morgige Tag ist nicht unter seiner Kontrolle. Aber er denkt darüber nach, was heute zu tun ist und tut es. 

Relevant in Krisenzeiten
Der Stoiker hat seinen Geist so lange trainiert, dass er keine Angst mehr vor den scheinbaren Gefahren hat, sondern sich nur noch auf die zentrale Gefahr konzentriert, nämlich die Gefahr des untugendhaften Handelns und der daraus resultierenden Beschädigung oder Herabwürdigung der eigenen Seele. 

Dass diese Erkenntnisse besondere Relevanz in Krisenzeiten oder bei anderen Turbulenzen, die die Existenz auf diesem Planeten unweigerlich mit sich bringt, haben, liegt auf der Hand. 

„Größe ist die Erkenntnis, dass Tugend genug ist.“ Ralph Waldo Emerson.

Das Wichtigste in Kürze

Übernehmen Sie nur für eine Sache die Verantwortung, aber für diese die volle Verantwortung, nämlich für sich selber, Ihre Seele, Ihren Willen, Ihre Emotionen, Ihre Gedanken, Ihre Gewohnheiten, Ihr Verhalten. 

In der nächsten Kolumne erfahren Sie, was Manager von Nobelpreisträger Daniel Kahneman lernen können.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

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Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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