Coronavirus

Lehrer ab 60 Jahren sollen zu Hause bleiben

Symboldfoto: Lehrerin beim Unterricht
Symboldfoto: Lehrerin beim UnterrichtClemens Fabry
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Das Bildungsministerium wendet sich mit einer „dringenden Bitte“ an die Direktoren. Es sollen keine Konferenzen und Besprechungen mehr stattfinden.

Das Bildungsministerium wandte sich am Samstagvormittag mit einer „dringenden Bitte“ an die Direktorinnen und Direktoren der heimischen Schulen. In dem Schreiben appelliert das Ministerium an die Lehrer, soziale Kontakte auf ein „unbedingt erforderliches Ausmaß einzuschränken“ - und zwar sowohl „im beruflichen wie im privaten Kontext“. Deshalb müssten geplante Arbeitssitzungen, Konferenzen und schulinterne Fortbildungen abgesagt werden. Stattdessen sollte es Telefonkonferenzen, Skype- und E-Mail-Kommunikation geben.

Allerdings laufen an den Schulen derzeit noch die Vorbereitungen für die Schließungen. Denn die sogenannten „Coronaferien“ haben vorerst nur für die Oberstufenschüler begonnen. Lediglich die AHS-Oberstufen, berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) sowie die Polytechnischen- und Berufsschulen bleiben ab Montag geschlossen. In den Volksschulen, Neuen Mittelschulen und AHS-Unterstufen soll es am Montag und Dienstag noch Unterricht geben. Die Schüler müssen diesen allerdings nicht mehr besuchen. Am Mittwoch endet auch hier der Unterricht. Es wird dann nur noch Betreuung, für die, die es brauchen, geben. In der Praxis scheint das teilweise zu Verunsicherung an den Schulen zu führen.

„Wir wissen nicht, wer am Montag kommt und wer nicht“, sagt eine Lehrerin aus einer Neuen Mittelschule (NMS) in Oberösterreich gegenüber der „Presse“. Viele Schulen wollen den Schülern allerdings noch am Montag die nötigen Lernunterlagen mitgeben. Es soll jeder Schüler bzw. jede Schülerin mit einem Portfolio ausgestattet werden. Darin sollen sich Lernunterlagen und Arbeitsaufträge für die nächsten drei Wochen vor den Osterferien befinden. Zudem sollen die Kinder und ihre Eltern am Montag ihre Betreuungsbedürfnisse noch vor Ort kundtun. In Konferenzen und Besprechungen soll dann der Journaldienst, also die Betreuung, geklärt werden. Selbst Bildungsminister Heinz Faßmann meinte im Interview mit der „Presse“, dass er „keine profunde Schätzung abgeben“ könne, wie viele Kinder in die Betreuung geschickt würden.

Doch wie passt das mit der Bitte des Ministeriums, Arbeitssitzungen und Konferenzen abzusagen, zusammen? Diese Regelung trete, wie es auf Nachfrage der „Presse“ hieß, lediglich in den Oberstufen schon ab Montag in Kraft. In den Volks- und Neuen Mittelschulen sowie in der AHS-Unterstufe sei das erst ab Mittwoch möglich. Besprechungen und Konferenzen am Montag und Dienstag seien dort also möglich.

Lehrer sollen von zu Hause aus arbeiten

Für die Betreuung der Kinder wird wohl nicht die Anwesenheit aller Pädagogen notwendig sein. Es soll einen Journaldienst geben. Dabei sollen keine Lehrer ab 60 Jahren eingesetzt werden, schreibt das Ministerium in dem Brief an die Dirketoren. Auch Pädagogen mit erhöhtem Risiko aufgrund von Vorerkrankungen und Personen mit Betreuungspflichten sollte es ermöglicht werden, von zu Hause aus zu arbeiten, steht darin geschrieben. Der bzw. die Vorgesetzte habe hier abzuwägen, „ob die betreffende Person zur Kinderbetreuung zu Hause bleiben kann oder eine Anwesenheit erforderlich ist“.

Den Appell, Kollegen über 60 Jahren von zu Hause aus arbeiten zu lassen, kommentiert eine Volksschuldirektorn aus Oberösterreich gegenüber der „Presse“ sarkastisch: „Das wird lustig, wenn die Kinder da sind.“ Man versuche allerdings das Personal „mit Hausverstand“ einzuteilen und sich bei der Betreuung eventuell abzuwechseln.

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