Details. Das Gartenbaukino wurde von dem Architekten  Robert Kotas entworfen.
Architektur

Kinos in Nahaufnahme

Im Wiener Gartenbaukino hat sich die Filmkultur verwurzelt. Und die Architektur hat dafür das Drehbuch mitgeschrieben.

Wenn man im Kino einmal ganz allein sein will, dann hilft es, wenn man sein Chef ist. Norman Shetler führt das Gartenbaukino in Wien. Und manchmal ist er sein eigenes und einziges Kinopublikum. Wenn er etwa vorn in der siebenten Reihe sitzt, um allein Filme zu sichten. Dort vorn krümmt sich die Leinwand auch über die Augenwinkel. „Da kann man so richtig eintauchen in den Film“, sagt er. Doch im Gartenbaukino ist man auch schon schneller mittendrin, auch wenn sich die Architektur Zeit und Raum lässt, das Publikum in den Saal zu führen. Kaum betritt man das verglaste Foyer, ist man ja schon eingetaucht. Und lässt sich sanft hineinschleusen in eine Zwischenwelt. Eine, die auch architektonisch die Realtität draußen ganz langsam mit der Fiktion drinnen überblendet.

Die Schritte über den Linoleumboden des Kinos zu Kinosesseln sind inzwischen Millionen Beine gegangen. 60  Jahre hatten sie Zeit dazu, denn so alt wird das Kino in diesem Jahr. Und als Ort und Raum ist es schlussendlich angekommen an einem Punkt, an dem man sich Wien ohne das Gartenbaukino gar nicht vorstellen kann. Aber genauso wenig, wie viel Mühe und Engagement es bedurfte, es überhaupt so weit zu bringen. Der Architekt des Kinos, Robert Kotas, hatte in Wien insgesamt 30 gebaut. Doch nur auf eines können sich heute Augen und Neugier noch einmal intensiver richten. Alle anderen muss man sich dagegen auf historischen Fotografien anschauen. Und dazu hat man zurzeit auch Gelegenheit: In einer Ausstellung des Filmarchivs im Metro Kinokulturhaus mit dem Titel „Kino Welt Wien“.

Anteilnahme. „Es ist ein unglaublich tolles Gefühl zu erleben, wie viele Leute sich mit Leidenschaft für dieses Kino und seine Architektur interessieren“, sagt Shetler. Vor allem in den letzten Monaten kamen so einige, nicht nur, um Filme zu schauen, sondern um „Kino zu schauen“. Da kauerten plötzlich Restauratoren auf dem Boden oder lagen auf dem Rücken, um Details zu untersuchen, zupften an Tapeten, klopften den Boden ab, Architekten rollten Pläne aus und kramten sich durch das Archiv. Und wenn man gekonnt hätte, hätte man wahrscheinlich das Kino eingepackt und ins Labor geschickt. Zur Analyse.

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