Kolumne zum Tag

Wenn man bekommt, was man sich wünscht

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Der Alltag von Schülern wird in den nächsten Wochen auf den Kopf gestellt.

„Be careful what you wish for“, heißt es in dem Sprichwort, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist (im Zweifelsfall Aesop). Nachsatz: „You just might get it.“ Wie oft hat man als Kind davon geträumt, in einem Skigebiet eingeschneit zu sein und den Urlaub dann tagelang auszudehnen. Erst einige Jahrzehnte später war es dann so weit, die Straßen blieben wegen Lawinengefahr gesperrt, aber in der einsamen Hütte am Berg waren nach Dutzenden Stunden spielen, Streiten, Süßigkeiten in sich hineinstopfen, fernsehen und sich fadisieren nicht nur die Essensvorräte auf die unbeliebten Sachen geschrumpft, sondern auch die Nerven recht dünn.

In der gesamten Schulzeit gab es nie hitzefrei, auch die Schneemengen reichten nie für den Entfall des Unterrichts. Nur ein einziges Mal durften alle Schüler daheim bleiben, da legte Blitzeis den Verkehr lahm, und da die Schule auf einem kleinen Hügel lag, hielt es der Direktor für zu gefährlich, uns den Schulweg zuzumuten. Noch heute ist dieser gloriose Tag in klarer Erinnerung. Die Informationskette damals lief per Telefon und Dominoeffekt, was nicht ganz lückenlos funktionierte. Die paar verlorenen Schüler, die vor verschlossenem Tor standen, trösteten sich aber rasch.

In den nächsten Wochen wird das Leben vieler Schüler auf den Kopf gestellt werden. Nicht in die Schule zu gehen gehört wohl zu den auf den ersten Blick angenehmeren Aspekten in einem Schülerleben. Wenn da nicht die Matura wäre oder der abgesagte Skikurs, die Sprachreise, auf die man sich gefreut hat, oder schlicht das Zusammensein mit Freunden. Und die Erkenntnis, dass die Schularbeiten, die man nicht schreibt, nicht immer bei den nächsten helfen. Umso mehr wünscht man den Schülern trotz allem ein wenig freudige Aufregung, rundherum ist es ernst genug.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2020)

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