Kommentar

Die Stille auf dem Fußballplatz

Lask-Spieler nach der Niederlage vor leeren Rängen gegen Manchester United am Donnerstagabend.
Lask-Spieler nach der Niederlage vor leeren Rängen gegen Manchester United am Donnerstagabend.APA/GEORG HOCHMUTH
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„Geisterspiele“ sind Strafen und keine Lösung. Wann lenkt die Fußball-Union Uefa ein?

Kein Lärm auf der Tribüne, man hört dafür Zurufe der Trainer, das Schimpfen der Spieler, Anweisungen von Referees. Oder dumpf hallende Ballberührungen. Sonst herrscht bei Geisterspielen stets eine seltsame Stimmung. Hat es überhaupt Sinn, Fußball in großen Stadien vor leeren Rängen zu spielen?

An sich gelten Spiele ohne Zuschauer als Strafe für Verfehlungen vermeintlicher „Fans“. Weil sie Emotion aussperren, Klubs Geld kosten, der Anblick leerer Sitzplätze lähmt, es keinen Heimvorteil mehr gibt. Jetzt, in der Coronakrise, sind Geisterspiele die letzte Chance zur Wahrung eines normalen Sportalltags? Andererseits haben sich mit „Geister-Derbys“ wie in Gladbach Diskussionen über Transparente und Beschimpfungen prompt erübrigt.

Schön anzuschauen ist es nicht, den Beteiligten macht es auch keinen Spaß. Dass Bezahlsender Sky die nächsten beiden Spieltage der deutsche Liga im Free-TV zeigen will, so sie stattfinden, ist nur ein kleiner Trost. Für Stars wie Neymar, die im Champions-League-Spiel durch den leeren Pariser Prinzenpark liefen, muss es beklemmend sein, wenn ihre Tore ohne Jubel untergehen. Mit solcher Kulisse muten selbst Hits der Königsklasse bloß wie bedeutungslose Testspiele an.

Lask wäre es so zu wünschen gewesen, gegen Manchester United vor 14.000 statt nur 500 Zuschauern anzutreten. Das „Spiel des Jahrhunderts“ in Linz, das für den Lask letztendlich 0:5 verloren ging,  lieferte aber endgültig den Beweis: Sportevents ohne Fans zeigen bloß irritierende Bilder, Atmosphäre und Emotion sind nicht zu ersetzen. Der Mensch erkennt sein höchstes Gut immer erst dann, wenn er es nicht mehr hat.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

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