Pandemie

Spaniens Regierung und Königshaus auf Corona getestet

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Nachdem das Virus bei der Gleichstellungsministerin diagnostiziert worden ist, stellt die Regierung auf Teleworking um. Die Zahl der erkrankten Spanier ist von Mittwoch auf Donnerstag von 2200 auf knapp 3000 gestiegen.

Madrid. Im Madrider Regierungsviertel liegen die Nerven blank: Nachdem bei der spanischen Ministerin für Gleichstellungsfragen, Irene Montero, das Coronavirus nachgewiesen worden war, mussten sich am Donnerstag sämtliche Regierungsmitglieder auf eine Infektion mit dem Virus testen lassen. Der stellvertretende Ministerpräsident, Pablo Iglesias, befindet sich zudem in Quarantäne.

Ärztlich untersucht wurden gestern auch König Felipe und Königin Letizia. Mit den Testergebnissen wurde für Donnerstagabend gerechnet, alle Treffen von Ministerpräsident Pedro Sánchez finden nur noch via Videokonferenz statt. Einzige Ausnahme von dieser Teleworking-Anordnung sind derzeit Kabinettssitzungen, bei denen neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie beraten bzw. beschlossen werden.

Das Virus breitet sich in Spanien mit einer rasanten Geschwindigkeit aus. Nach rund 2200 Fällen Mittwochabend ist die offizielle Zahl der erkrankten Spanier am Donnerstag auf knapp 3000 geklettert. Knapp die Hälfte der Fälle sind im Großraum Madrid lokalisiert worden. Bisher musste Spanien 84 Corona-Todesopfer beklagen, 189 Personen gelten als offiziell genesen.

Kein Sport, keine Kunst

Unter Quarantäne gestellt wurde auch das gesamte Team des Fußballklubs Real Madrid. Spaniens Rekordmeister traf die Entscheidung am Donnerstag, nachdem ein Spieler der Basketball-Abteilung des Vereins positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Die Sportler trainieren im selben Trainingszentrum. Die spanische Fußballmeisterschaft pausiert wegen der Epidemie zumindest bis April. Auch der Kunst- und Kulturbetrieb muss seine Tätigkeit einstellen: Die „Lohengrin“-Inszenierung der Bayreuther Festspiele in Barcelona kann nicht wie geplant kommende Woche eröffnet werden, da der Spielort – das Gran Teatre del Liceu – seinen Betrieb bis Ende März einstellen musste. Der Prado, das Museo Reina Sofía, das Thyssen-Bornemisza sowie zahlreiche andere Kunst- und Ausstellungshäuser und Staatsarchive der spanischen Hauptstadt können seit gestern und „bis auf Weiteres“ nicht mehr besucht werden.

Flächendeckende Schulschließungen wurden bis dato vermieden, doch regional wird der Unterricht zunehmend gedrosselt. Nach dem Großraum Madrid will auch Katalonien mit einer Schließung ausgewählter Schulen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ankämpfen. Nicht alle Schulen seien in Katalonien geschlossen, aber natürlich wisse momentan niemand, wie sich die Situation in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen ändern werde, sagte Krystyna Schreiber, Kataloniens Vertreterin in Wien. Sorge mache vor allem die Lage in Barcelona, wo viele Italiener leben. Auch seien in der Millionenmetropole bereits drei Stadträte infiziert und unter Quarantäne gestellt worden. Derzeit sei die Stadt „noch nicht so betroffen, aber das könnte sich ändern“, hieß es seitens der katalanischen Vertretung in Österreich.

Das Coronavirus breitet sich auch in Lateinamerika aus. Zwar ist die Zahl der Infizierten bisher um ein Vielfaches geringer als in Europa, doch waren bis Mittwochabend 141 Fälle in Ländern Lateinamerikas bestätigt, dazu 16 in der Karibik. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2020)

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