Corona

Ausbreitungsherd Ischgl und die Quarantänen in Tirol

Tirol ist in Österreich am stärksten vom Virus betroffen – und Ischgl ganz besonders. Warum?

Wien. Die österreichische Bundesregierung stellt nun erstmals ganze Gebiete unter Quarantäne. Betroffen sind das Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg – beides in Tirol gelegen. Die Bewohner sollen sich (mit wenigen Ausnahmen) 14 Tage lang nicht aus den Gebieten bewegen. Tirol ist bisher jenes Bundesland, das am stärksten vom Coronavirus betroffen ist. Bisher wurden mehr als 110 Menschen positiv auf das neuartige Virus getestet.

Ganz besonders davon betroffen ist der beliebte Skiort Ischgl im Paznauntal. Er wird bereits als Ausbreitungsherd bezeichnet: Fast die Hälfte der Corona-Fälle in Tirol wies zuletzt einen Bezug zu Ischgl auf. Ursprünglich dürfte die Infektionskette von der Bar „Kitzloch“ ausgegangen sein – ein Barmitarbeiter hatte sich infiziert. Après-Ski-Bars wurden geschlossen.

Mittwochabend gab das Land Tirol bekannt, dass das Skigebiet für zwei Wochen geschlossen werde. Gestern, Freitag, war dort der letzte Betriebstag. Die Skisaison wäre durch die Quarantäne ohnehin nun beendet gewesen.

Trotz der häufigen Erkrankungen wurde der Ort allerdings nicht zum Risikogebiet erklärt – zumindest nicht in Österreich. In Ländern wie Dänemark, Schweden und Island gab es nach einer Vielzahl an Infektionen bereits eine Reisewarnung. Rückkehrern wurde empfohlen, zwei Wochen daheim zu bleiben. Nachdem das Gebiet in Österreich kein Risikogebiet war, wurden keine Urlauber getestet. Auch, als sie Symptome hatten, wie „Die Presse“ bereits berichtete.

(c) Die Presse

„Haben unmittelbar reagiert“

In Tirol verneint man die Frage, ob man womöglich zu spät reagiert habe. „Die Dinge entwickeln sich einfach sehr dynamisch“, heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zur „Presse“. „Wir haben die Uni geschlossen, dann auch die Skigebiete. Jetzt gibt es die Maßnahmen des Bundes, die wir vollinhaltlich mittragen.“ Man habe „unmittelbar reagiert“. Tirol „fehlende Handlungen vorzuwerfen, ist also nicht gerechtfertigt.“

Im Heer ist eine Anfrage auf Assistenzleistung für 30 Mitarbeiter eingelangt. Die Bürgermeister der Gemeinden, die von der Quarantäne betroffenen sind, reagieren mit relativer Gelassenheit: „Das wird sicher gut sein“, sagte zum Beispiel der Bürgermeister von See, Anton Mallaun. Man werde die Situation „schon bewerkstelligen“, sagte auch der Bürgermeister von Kappl, Helmut Ladner. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2020)

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