Anlässlich des Erscheinens der deutschen Ausgabe seines zweiten Buches war Ökonomie-Rockstar Piketty in Wien. Er will mit radikalen Ideen die Welt gleicher machen. Nicht alles ist Unsinn, aber vieles kaum durchführbar.
Wien. Seinen Vortrag im Bildungszentrum der Arbeiterkammer musste der Ökonom Thomas Piketty aufgrund der aktuellen Corona-Krise in einen Online-Livestream verlegen. Denn es hätten deutlich mehr als die erlaubten 100 Personen dem Franzosen zuhören wollen, der seit seinem ersten Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ als Rockstar der Ökonomie und Heilsbringer der politischen Linken gefeiert wird. Der Grund für letzteres ist, dass Piketty seine akribischen sozial- und wirtschaftshistorischen Arbeiten immer mit prononciert linken Forderungen verbindet: hohen Vermögenssteuern und radikaler Umverteilung.
So auch in seinem zweiten Buch „Kapital und Ideologie“, das diese Woche auf Deutsch erschienen ist und das Piketty vor Journalisten vorstellte. Dabei zeigte sich der Kapitalismus-Kritiker auch gleich als durchaus gewitzter Selbstvermarkter: „Dieses Buch ist viel besser als mein erstes. Wenn Sie nur eines lesen, dann sollte es unbedingt dieses sein“, so Piketty zu Beginn seiner Ausführungen.
Was soll der Staat dürfen?
Das Coronavirus spielte in der Folge aber nur eine untergeordnete Rolle. „Niemand kann genau sagen, wie es sich weiter entwickeln wird. Es könnte jedoch eine große Veränderung bringen hinsichtlich dessen, was die Regierung in westlichen Gesellschaften soll und darf“, so Piketty. Und das geht seiner Meinung nach auch abseits einer Gesundheitskrise sehr weit. So tritt der 48-Jährige etwa für eine Vermögensteuer ein, die bei Milliardären sogar 90 Prozent betragen soll. Diese wären auch danach immer noch reich und hätten viel mehr als der überwiegende Teil der Bevölkerung.