Naturhistorisches Museum

"Tritt in den Hintern" für den Spitzenforscher

Unter ausgestopften Tieren war er zehn Jahre lang zu Hause: Christian Köberl, abgelöster Direktor des Naturhistorischen Museums.
Unter ausgestopften Tieren war er zehn Jahre lang zu Hause: Christian Köberl, abgelöster Direktor des Naturhistorischen Museums.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Die deutsche Grünen-Politikerin Katrin Vohland folgt dem erfolgreichen Museumsleiter Christian Köberl – der sich darob verbittert zeigt.

Nun ist es also amtlich: Das Naturhistorische Museum bekommt ab Juni eine neue Direktorin, die erste Frau in der Geschichte des Hauses. Katrin Vohland ist gebürtige Hamburgerin und eine anerkannte Biologin. Sie arbeitete in den letzten elf Jahren am Museum für Naturkunde in Berlin, wie sein Wiener Pendant eine der führenden Institutionen dieser Art. Aber die 51-Jährige ist auch Politikerin bei den deutschen Grünen. Zwei Jahre lang war sie Parteivorsitzende in Brandenburg, noch voriges Jahr kandidierte sie für die dortige Landesliste. Nun hat sie die ebenfalls Grüne Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek nach Österreich geholt, auf den Posten des bisherigen Direktors Christian Köberl, der seine erfolgreiche Arbeit liebend gern fortgesetzt hätte.

Vorschusslorbeeren der Jury

Womit das Murren unter heimischen Naturwissenschaftlern erst beginnt: Die Abteilungsleiterin Vohland hat keine Erfahrung in der Führung eines Museums. Im wissenschaftlichen Renommee schlägt ihr unterlegener Konkurrent sie deutlich: Als einer der weltweit führenden Meteoritenforscher kommt Köberl (laut Plattform Researchgate) auf 551 Publikationen, die auf Artenvielfalt spezialisierte Vohland nur auf 148. In seinen zehn Jahren an der Spitze hat Köberl die Zahl der Besucher verdoppelt, die der wissenschaftlichen Projekte verdreifacht. Hat also nur politische Nähe den Ausschlag gegeben? Die Entscheidung vorbereitet hat eine Kommission, die noch der Konservative Alexander Schallenberg als Übergangsminister aufstellte. Und aus dieser Jury heißt es: „Wir können uns alle zehn Finger abschlecken, dass wir Vohland bekommen haben.“ Sie habe in der Präsentation „viel besser gewirkt“. Oder, wie es Lunacek am Freitag sagte: ein „kompletteres Bild“ einer „modernen Museumsdirektorin vermittelt“. Am Ende blieben von sieben Bewerbern die beiden übrig und wurden ex aequo erstgereiht. Nach dem Gleichbehandlungsgesetz habe die Staatssekretärin die Frau wählen müssen. Und die Parteimitgliedschaft? Die habe Vohland ruhend gestellt.

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