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Gruppenfoto mit Sinn Féin

Expedition Europa: Irland nach der Parlamentswahl.

Seit dem Brexit und dem Wahlsieg der nationalistischen Linkspartei Sinn Féin in Irland gibt es Aussichten auf eine Wiedervereinigung der Insel, ich fahre daher in den abgeschnittenen Norden der Republik Irland. Donegal, vom „Great Famine“ 1845–1849 nachhaltig entvölkert, ist heute die Hochburg von Sinn Féin. Zwar wollen die alten Staatsparteien die Underdogs von Sinn Féin durchaus nicht an die Macht lassen. Der Popularität der Parteichefin Mary Lou McDonald, derzeit aus Solidarität mit ihrem Kind in Corona-Quarantäne, haben sie aber wenig entgegenzusetzen; Fianna Fáil und Fine Gael regieren 90 Jahre und müssen die wahlentscheidenden Missstände (Wohnen, Gesundheit) auf ihre Kappe nehmen. 1997 hatte die in Nordirland mitregierende Sinn Féin im Süden bloß ein Mandat, nun 37.

Der Bus von Dublin führt durch nordirisches Gebiet. Das Auge muss sich plagen, um die Grenze zu erkennen; die Staaten haben keine Tafeln. Im irischen Grenzkaff Lifford steige ich aus. 81,5 Prozent, das heißt 251 Personen haben im Ortskern Sinn Féin gewählt. Lifford ist die Geisterhauptstadt der „vergessenen Grafschaft“ Donegal. Ein paar Fastfoods, zwei Pubs und ein Friedhof für kleine Vorgartenstatuen mit verwitterten Gartenzwergen, Tunika-Denkern und Engeln.

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