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Der sanfte Linke

Geboren am 15. März 1930 in Košice: Andreas Okopenko.
Geboren am 15. März 1930 in Košice: Andreas Okopenko. (c) Barbara Pflaum / Imagno / pictur (Barbara Pflaum)
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Den Konservativen war er zu sehr, der Studentenbewegung zu wenig radikal: Andreas Okopenko (1930 bis 2010). Zum 90. Geburtstag einer der eigenwilligsten Persönlichkeiten der heimischen Literaturgeschichte.

Wenn man auf dem Grinzinger Friedhof vor dem Grab Thomas Bernhards steht und den Weg links bergab nimmt, kommt man geradewegs in die achte Reihe der Gräbergruppe 24. Nach wenigen Metern findet man rechter Hand den Stein mit der Aufschrift „FAMILIEN SOBOTIK – BLASZER – OKOPENKO“. In der kleinen Laterne befinden sich (Hoffentlich sind sie noch da!) kleine Keramikfrösche, die ich für Andreas gekauft habe, wie ihm viele Menschen zu seinen Lebzeiten Frösche aus Plüsch, Glas, Holz, Keramik geschenkt haben. Die Schriftstellerin Karin Ivancsics, die sich bis zu seinem Tod rührend um Okopenko gekümmert hat, erzählte mir, dass es an die 4000 Frösche gewesen sein sollen, die Andreas gesammelt hatte. Sie wusste leider nicht, wo sie nach seinem Tod hingekommen sind.

Glücklicherweise ist sein Nachlass, von ihm selbst mit der Sorgfältigkeit, die ihn sein Leben lang ausgezeichnet hat, geordnet, in die Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek übergegangen. Und dieser Nachlass ist dort nicht einfach herumgelegen, sondern bereits Anlass für wissenschaftliche Publikationen gewesen: Seine Tagebücher von 1949 bis 1954 wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts digitalisiert und kommentiert und sind im World Wide Web abrufbar. Eine Buchausgabe der Tagebücher ist im Klever Verlag geplant. Und die ÖNB und der Verlag Jung & Jung haben unter dem Titel „Ich hab so Angst, dass die Chinesen kommen“ eine Sammlung von Gedichten herausgegeben, für die ich die Ehre hatte, die Auswahl treffen zu dürfen.

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