Die Hafenstadt Hamburg durchlebt wegen des Coronavirus auch wirtschaftlich schwere Zeiten.
Hamburger Hafen

Im Herzen der infizierten Weltwirtschaft

Die Coronakrise erreicht Deutschlands größten Seehafen Hamburg. Hier zeigt sich die Verkettung der Weltwirtschaft. Und es gibt Schwierigkeiten: Die Container für Exporte drohen auszugehen. Ein Besuch.

Ein kalter Wind bläst von der 100 Kilometer entfernten Nordsee über die Hansestadt Hamburg. Den taiwanesischen Riesen stört das nicht. Das Containerschiff schlummert an der Kaimauer im bräunlichen Hafenwasser. Auf seinem Rücken trägt das Hunderte Meter lange Ungetüm Stahlkisten in allen Farben – grüne, blaue, weiße, rostbraune. Ein riesiger Kran beugt sich über die Fracht aus Asien. Einen Container nach dem anderen hebt er an Land. Das geht blitzschnell. Zeit ist Geld. Und im Hafen verliert man es nur. Maximal 48 Stunden dauert es, um einen Frachterriesen mit umgerechnet bis zu 14.500 Standardcontainern (TEU) zu ent- und zu beladen. Container rauf, Container runter: Das ist die vielleicht wichtigste Bewegung der Weltwirtschaft.

An diesem Nachmittag herrsche Ebbe, sagt der Schiffsführer der Hafenrundfahrt ins Mikrofon. Er spricht über die Gezeiten. Aber er könnte genauso gut den globalen Güterverkehr meinen. Denn dieses Nervensystem der Weltwirtschaft ist infiziert. Das Coronavirus schüttelt die globalen Lieferketten durch. Wie heftig die Infektion ist und wie lang sie in Europa dauert, kann niemand seriös sagen. Denn die Krise ist noch draußen auf den Weltmeeren. Sie beginnt erst.

„Mit voller Wucht“.
Anfang Februar erreichte der Produktionsstopp in China seinen Höhepunkt. In Asien legten weniger Frachter ab. Vier bis sechs Wochen schippern sie dann über die Ozeane, bevor sie sich hier in den Hamburger Hafen schieben. Die europäische Realwirtschaft trifft der Ausfall in China deshalb mit Verspätung und zwar ab jetzt, Mitte März, dafür aber mit „voller Wucht“. So prophezeien es deutsche Wirtschaftsinstitute, die in einem Papier und in seltener Allianz über die wirtschaftlichen Implikationen der Coronakrise grübeln. Der Ausfall von Vorprodukten aus China und anderen Teilen der Welt wie Norditalien dürfte einen „Angebotsschock“ auslösen. Man wird das hier im Hafen auch sehen. Oder genauer: Es geht darum, was man weniger sehen wird – Frachter aus Asien. Die Speicherstadt in Hamburg ist eine Häuserwelt aus Backstein, die sich sanft an die Kanäle der Elbe schmiegt. Hinter den Fassaden des UNESCO-Welterbes lagerten jahrhundertelang immer neue Waren aus aller Welt. Da und dort wird der historisch größte Lagerhauskomplex noch heute wie damals genutzt. Teppiche, Gewürze, Kaffee zum Beispiel werden da und dort verstaut.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lebensmittelverteilung im Corona-Epizentrum Wuhan: Die neue Krankheit befällt immer stärker auch die Weltwirtschaft.
Die Bilanz

Die Corona-Rezession wird zur realen Gefahr

Die Hoffnung, dass die Corona-Krise die strauchelnde Weltwirtschaft nur marginal beschädigt, schwindet dahin.
Hauptbetroffen ist China, einer der globalen Angelpunkte diverser Zulieferketten.
Leitartikel

Bringt das Coronavirus die Globalisierung um?

Brechende Lieferketten und damit verbundene Versorgungsprobleme – etwa bei Medikamenten – werden uns eine Globalisierungsdiskussion bescheren.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.