Schüler bei einer Fridays-for-Future-Veranstaltung im deutschen Aachen.
Ein Jahr „Fridays for Future“

Wo die Klimakrise in den Schulen Einzug hielt

Die „Fridays for Future“-Bewegung hat das Klimathema nicht zuletzt in die Pausenhöfe und Lehrpläne getragen. Freilich nicht überall. Die Neuen Mittelschulen „brennen an so vielen Stellen“, sagt Lehrerin und „Teachers for Future“-Mitglied Julia Hess. Ein Gespräch.

Es war ein Jahr des Klimas. Und im Klimajahr ist viel passiert. Studierende und Schüler haben sich organisiert, sind auf die Straßen gegangen, weltweit, und haben mit ihren Aktionen und Anliegen zeitweise die Medienberichterstattung dominiert. Im Sommer, in der Hauptreisezeit, war von Flugscham die Rede. Kaum jemanden ließen die Schäden kalt, die die Waldbrände von Australien bis zum Amazonas angerichtet haben. Die Diktion hat sich geändert: Klimawandel ist nicht mehr, es handelt sich um eine Klimakrise.

Österreichs Nationalratswahl im vergangenen Jahr wurde Klimawahl genannt. Umweltschutz, globale Erwärmung, Dürre, Gletscherschmelze. Und zwischen all diesen Stichwörtern und Debatten stand sie, Greta Thunberg, die schwedische Aktivistin, die sich mit ihrer nicht unumstrittenen Bewegung Fridays for Future anschickt, die globale Klimafrage in die Politik zu tragen.

So hielten die weltweiten Schülerstreiks der Fridays for Future vor genau einem Jahr auch in Österreich Einzug. „Opa, was ist ein Schneemann?“, hatte ein junger Teilnehmer am Wiener Heldenplatz auf sein Protestschild aus Karton geschrieben. „Blümchenduft statt Benzinluft“, eine weitere Schülerin. Ihrer aller Teilnahme waren einige Debatten vorausgegangen. Ist dieser Protest denn Teil des Schulunterrichts? Oder reines Freizeitvergnügen?

»»Unsere Schüler sind weit davon entfernt, sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen.«
«

Julia Hess zählt es zu den großen Errungenschaften der Schülerbewegung im vergangenen Jahr, dass das Bildungsministerium die Klimastreiks als schulbezogene Veranstaltung deklariert hat. „Es war ein Riesenzeichen“, sagt sie. „Es zeigt, dass sie damit hinter den Forderungen der Schüler stehen.“ Die Forderungen kennt Hess. Als Lehrerin trägt sie das Klimathema selbst in die Klassen, als Teil der „Teachers for Future“-Allianz gestaltet sie die Inhalte mit, die beteiligte Pädagogen rund um die Causa prima ausarbeiten. Doch so sehr die Klimakrise Einzug gehalten hat in die Lehrpläne und Pausenhöfe, so ernst rückt Hess das Bild einer durchwegs engagierten Jugend zurecht. Zugespitzt gesagt: Die Klimakrise, damit können sich bestenfalls die Gymnasien beschäftigen.

Nicht abstrakt. Erst über Umwege kam die studierte Biologin Hess, 32 Jahre alt, zu ihrer Arbeit als Pädagogin. Umweltpolitisch engagiert sei sie schon lang, ja, doch sei das Klimathema lang abstrakt geblieben. So abstrakt, dass sie sich machtlos gefühlt habe. Auf der einen Seite war der kaum greifbare Klimawandel, auf der anderen Seite die konkreten Schritte, die bisweilen zu nichtig erschienen. Artenschutz. Kröten über die Straße tragen, damit sie überlebten. So war Hess im Tierschutzbereich sowie bei Greenpeace aktiv, heuerte als Umweltpädagogin an, und spätestens, als die „Fridays for Future“-Generation die Straßen bevölkerte, war das Klimathema keine abstrakte Wolke mehr, erzählt sie. „Dass unsere Jugend auf die Straße geht, das war schon emotionalisierend.“

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