Luftfahrt in der Krise

Touristikkonzern Tui beantragt Staatshilfe

(c) Getty Images (Christopher Furlong)
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Viele Airlines leiden unter der Coronavirus-Pandemie. Flugausfälle, Umsatzeinbußen oder noch weiter einbrechende Aktien sind die Folge. In Berlin ist für den heutigen Montag ein Krisentreffen geplant.

Der deutsche Touristikkonzern Tui stoppt wegen des Coronavirus den größten Teil seines Geschäfts und beantragt zur Überbrückung Staatshilfe. Alle Pauschalreisen und Kreuzfahrten finden wegen der Vorgaben vieler Regierungen zur Eindämmung des Virus vorerst nicht statt, Hotels werden geschlossen.

"Wir ergreifen einschneidende Kostenmaßnahmen, um die Auswirkungen auf unser Ergebnis abzumildern", teilte Tui in der Nacht zum Montag in Hannover mit. Doch das reicht offenbar nicht aus: Um die Umsatzausfälle abzufedern, die sich daraus ergeben, werde TUI Staatshilfe beantragen. Es gehe um Staatsgarantien, bis der normale Geschäftsbetrieb wieder aufgenommen werden könne, teilte das Unternehmen mit.

1,4 Milliarden Euro habe Tui noch in Form eigener Mittel und Kreditlinien zur Verfügung. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie sei das Geschäftsjahr 2019/20, das im Oktober begonnen hatte, wie geplant verlaufen. Die vor knapp fünf Wochen abgegebene Prognose gelte aber angesichts der Situation nicht mehr. Damals hatte TUI ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 850 Millionen und 1,05 Milliarden Euro angepeilt nach 890 Millionen im Jahr davor. Der Zulauf von Kunden nach der Pleite des Rivalen Thomas Cook sollte eigentlich das kostspielige Flugverbot für das Unglücksmodell Boeing 737 MAX wettmachen. Für die Beschaffung von Ersatzflugzeugen hatte TUI 220 bis 245 Millionen Euro veranschlagt.

1,5 Milliarden Dollar Umsatzeinbuße für United Airlines

Die US-amerikanische Fluggesellschaft United Airlines hat mitgeteilt, dass sie im März 1,5 Milliarden Dollar (1,35 Milliarden Euro) weniger Umsatz erzielen werde als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. United gehe davon aus, dass sich die Situation infolge des Virus bis in die Sommerreisezeit noch verschlimmern werde, und kündigte weitere Maßnahmen zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen des Ausbruchs an.

In einer Mitteilung erklärte United, dass es die Gehälter von Führungskräften im April und Mai um 50 Prozent senke und die Flugkapazität um etwa 50 Prozent reduziere. "Selbst mit diesen Kürzungen erwarten wir, dass die Flugkapazität in den Bereich von 20-30 Prozent fallen wird - und das ist, wenn es nicht schlimmer wird", sagten United-Chef Oscar Munoz und Präsident Scott Kirby in dem Memo.

Krisentreffen mit deutscher Regierung

Auch die AUA-Mutter Lufthansa leidet wegen der Absage von Messen, Kongressen, Urlaubsreisen und der Schließung von Grenzen stark unter der Coronavirus-Pandemie. Für den heutigen Montag ist ein Krisentreffen angesagt. Die stark angeschlagenen Fluglinien beraten mit der deutschen Regierung über weitere Hilfsmaßnahmen. Vorgesehen ist ein zweistündiger Informationsaustausch ab Mittag im Wirtschaftsministerium in Berlin.

Liquiditätshilfen und Kurzarbeitergeld hat die deutsche Regierung den Unternehmen bereits zugesagt. Im Raum steht zudem eine Befreiung von der Luftverkehrssteuer, die eigentlich ab April aus Klimaschutzgründen steigen soll. Dazu sagte der Luftfahrtkoordinator der deutschen Regierung, Thomas Jarzombek, dem "Handelsblatt": "Natürlich sollte auch keine Steuer gezahlt werden müssen, wenn niemand fliegt." Steuern könnten gestundet und Vorauszahlungen angepasst werden.

(APA/Reuters)

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