Luftfahrt

Ryanair-Chef O'Leary: "Überstehen längere Krise"

CEO Michael O'Leary: Ryanair ist ein belastbarer Airline-Konzern
CEO Michael O'Leary: Ryanair ist ein belastbarer Airline-KonzernAPA/AFP/KENZO TRIBOUILLARD
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"Ryanair ist ein belastbarer Airline-Konzern mit einer starken Bilanz und erheblichen Barreserven“, sagt CEO Michael O'Leary. Berater warnen indes vor einer Pleitewelle in der Luftfahrt

Europas größter Billigflieger Ryanair, Mutterkonzern von Laudamotion, streicht wegen der Coronavirus-Krise sein Flugprogramm um bis zu 80 Prozent zusammen. Wegen der  Ein- und Ausreisebeschränkungen der Regierungen wird etwa das Lauda-Flugprogramm für den Zeitraum vom 16. März 24:00 Uhr bis 8. April 24:00 Uhr eingestellt. Konzernchef Michael O'Leary will den Herausforderungen aber trotzen und die Fluggesellschaft heil durch die Turbulenzen steuern.

"Ryanair ist ein belastbarer Airline-Konzern mit einer starken Bilanz und erheblichen Barreserven", sagte der Manager am Montag laut Mitteilung. "Wir können und werden durch angemessenes und zeitiges Handeln auch eine längere Zeit mit weniger oder sogar gar keinen Flügen überstehen", so O'Leary.

In den Monaten April und Mai wird Ryanair das Flugangebot voraussichtlich um bis zu 80 Prozent zurückfahren. Binnen der nächsten sieben bis zehn Tage werde es aber dazu kommen, dass der Großteil der Flotte in Europa nicht mehr abheben könne. Bis dahin will Ryanair die geplanten Flüge noch so weit wie erlaubt durchführen, um Kunden zurück in ihre Heimat zu bringen. Einige Länder hätten internationale Flüge jedoch untersagt. Zu Ryanair gehört neben der österreichischem Airline Lauda auch die polnische Fluglinie Buzz.

Die Führungsspitze versucht nun, die Betriebskosten zu drücken und sonst das Geld zusammenzuhalten. Auf Basis der Zahlen vom 12. März verfügte Ryanair zuletzt über eine Liquidität von mehr als vier Milliarden Euro. Außerdem setzt der Konzern den Rückkauf eigener Aktien, Investitionen vorläufig aus. Neueinstellungen soll es erst einmal nicht geben. Mitarbeiter sollen zum freiwilligen Ausstieg aus ihren Arbeitsverträgen bewegt werden. Zudem will Ryanair die Arbeitszeiten und auch die Bezahlung zurückfahren.

Pleitewelle befürchtet

Die Coronavirus-Krise wird nach Einschätzung von Branchenexperten zu einer riesigen Pleitewelle in der internationalen Luftverkehrswirtschaft führen. Ende Mai dürften die meisten Airlines der Welt zahlungsunfähig sein, schreibt die Beratungsgesellschaft Capa am Montag.

Die Folgen des neuartigen Coronavirus und die vielfältigen Reiseeinschränkungen durch die nationalen Regierungen hätten bereits jetzt zahlreiche Gesellschaften in die technische Insolvenz getrieben.

Die Barreserven schmelzen angesichts der Flottenstilllegungen und nur noch weniger als halbvollen Flüge, hieß es. Jede neue Reisebeschränkung trockne die Nachfrage weiter aus und Normalisierung sei nicht in Sicht. Das Zentrum für Luftfahrt Capa kritisierte das unkoordinierte Vorgehen der nationalen Regierungen. So habe es US-Präsident Donald Trump beispielsweise unterlassen, die europäischen Regierungen vorab über das faktische Landeverbot für EU-Gesellschaften in den USA zu unterrichten.

Überleben werden nach Einschätzung der Analysten die großen Gesellschaften, die auf Unterstützung ihrer Heimatstaaten rechnen können. Neben den großen Anbietern aus China und den USA dürften das einige wenige Gesellschaften aus Europa sowie die Airlines vom arabischen Golf sein. Für viele private Anbieter sehe es deutlich schlechter aus.

Condor prüft Antrag auf Staatshilfe

Der deutsche Ferienflieger Condor braucht wegen des Geschäftseinbruchs durch die Corona-Krise womöglich erneut Staatshilfe. "Wir prüfen die Beantragung von Staatshilfen zur weiteren Unterstützung", sagte eine Condor-Sprecherin am Montag. Wegen des starken Rückgangs der Flüge durch die um sich greifenden Reisebeschränkungen sei die Airline auch in Gesprächen, um Kurzarbeit einzuführen.

Seit vergangener Woche gelte am Großteil der Flugziele von Condor - neben den USA etwa die Dominikanische Republik, die Türkei, Marokko und Inseln im Indischen Ozean - ein Einreiseverbot für Reisende aus Deutschland. Condor habe bisher den Flugplan noch aufrecht erhalten, da es noch Rückflüge für die heimkehrenden Touristen gebe.

Condor hatte im vergangenen Jahr einen staatlichen Überbrückungskredit von 380 Mio. Euro erhalten, um sich vor der Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook retten zu können. Die Gesellschaft fand mit der staatlichen polnischen Fluggesellschaft PGL einen Käufer. Deren Airline LOT stellte wegen der Corona-Krise mittlerweile weitgehend den Flugverkehr ein.

(APA/dpa)

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