Interview

Simulations-Experte Niki Popper: "Es liegt noch viel vor uns"

"Von einer Reduktion der Ansteckungszahlen sind wir noch weit entfernt", sagt Simulationsexperte Niki Popper.
"Von einer Reduktion der Ansteckungszahlen sind wir noch weit entfernt", sagt Simulationsexperte Niki Popper.(c) REUTERS/LISI NIESNER
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Experten rechnen mit einer Verlangsamung der Ansteckungszahlen mit Ende der Woche. Jedoch nur, wenn die strengen Maßnahmen eingehalten werden. Und auch dann ist ein Rückgang der Infektionen noch lange nicht in Sicht, wie TU-Simulationsforscher Niki Popper betont.

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus beruhen auf Simulationen, die Wissenschaftler anhand von demografischen Daten berechnen. Niki Poppers Forschung zur Simulationen von komplexen dynamischen Systemen, die er mit seiner Firma DWH bzw. an der TU Wien tätigt, dient der Bundesregierung derzeit als wissenschaftliche Grundlage für den Kampf gegen das Coronavirus. Popper selbst ist Teil des Expertengremiums, das Bundeskanzler, Gesundheits- und Innenminister berät. Stimmt sein aktuelles Modell, sollte die nun realisierte Kontaktreduktion bereits Ende der Woche eine merkbare Verlangsamung der Virus-Ausbreitung bewirken.

„Die Presse“: Herr Popper, in einer Aussendung zeigten Sie sich optimistisch, dass die Maßnahmen der Regierung schon Ende der Woche „greifen werden“. Was sind Ihre aktuellen Erkenntnisse?

Niki Popper: Wir versuchen, wie viele andere, die Entwicklung abzuschätzen. Wir haben in unserem Simulationsmodell die Möglichkeit, die Maßnahmen, die am Freitag beschlossen wurden, einzurechnen. Aber, und das ist ganz wichtig, es ist nur eine Prognose. Die aber gibt uns die Hoffnung, dass die verkündeten Maßnahmen die Geschwindigkeit der Ausbreitung verlangsamen. Jetzt müssen wir aber erstmal auf die echten Daten schauen, ob das so ist, oder ob es, wie in Italien, nicht so schnell funktioniert.

Verlangsamen bedeutet, dass sich die Verdopplungszahl der Fälle von momentan drei Tagen auf mehrere Tage ausdehnt.

Das Modell sagt uns, dass wir auf fünf oder sechs Tage kommen. Das ist immer tagesabhängig, da gebe ich auch immer zu bedenken, dass man aufpassen muss. Man darf sich solche Kurven nicht tageweise anschauen, sondern immer aus der Perspektive mehrerer Tage hintereinander.

Für Ihre Simulationen generieren Sie ein Populationsmodell mittels statistischen Repräsentanten für die Wiener Bevölkerung. Sie erstellen also de facto einen virtuellen Zwilling jedes Wieners?

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