Interview

„Flexibilität nimmt im Alter ab“

Es liegt an der Persönlichkeitsstruktur, ob Menschen verharmlosen. Aber im Alter werden Gewohnheiten und auch traditionelle Rollenbilder wichtiger, erklärt Gatterer.
Es liegt an der Persönlichkeitsstruktur, ob Menschen verharmlosen. Aber im Alter werden Gewohnheiten und auch traditionelle Rollenbilder wichtiger, erklärt Gatterer. APA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Der Psychologe und Psychotherapeut Gerald Gatterer erklärt, warum Teile der älteren Generation uneinsichtig sind, was Rollenbilder und unsere Ängste damit zu tun haben.

Die Presse: Täuscht der Eindruck oder nimmt gerade die ältere Generation die aktuelle Situation nicht ernst genug?

Gerald Gatterer: Man kann es nicht generalisiert sagen, es gibt auch jüngere Personen, die das verharmlosen. Das hängt primär von der eigenen Persönlichkeitsstruktur ab. Aber es gibt natürlich ältere Personen, die von ihrer Persönlichkeitsstruktur und aufgrund dessen, dass man im Alter an althergebrachten Dingen stärker festhält, dazu tendieren, Althergebrachtes beizubehalten, weil es Sicherheit und Geborgenheit gibt. Das gilt aber im gleichen Ausmaß für jüngere Personen, die eine ähnliche Persönlichkeitsstruktur haben, nämlich eine sehr starke Autonomiebestrebung.

Es gibt also keinen Unterschied?

Man muss sich den Alterungsprozess so vorstellen, dass alle jene Leistungen, die mit Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Plastizität, Umstellung zu tun haben, im Alter abnehmen. Und alle Fähigkeiten, die mit Automatismen zu tun haben, mit gut eintrainierten Fertigkeiten, mit Rollenbildern, die emotional sehr stark gespeichert sind, die bleiben. Damit verbunden ist das im Alter etwas stärker, weil diese Struktur durch den Alterungsprozess verstärkt wird.

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