Für Zeiten wie diese

Es gibt kein Schloss, in das wir uns zurückziehen könnten

A man sits alone looking towards the Washington Monument in Washington amid the coronavirus pandemic
A man sits alone looking towards the Washington Monument in Washington amid the coronavirus pandemic(c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE)
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Edgar Allen Poes Erzählung „Die Maske des Roten Todes“ zeigt: Eine Epidemie kennt keine Privilegierten, die sich sicher fühlen dürfen.

In seiner Erzählung „Die Maske des Roten Todes“ beschreibt Edgar Allen Poe den Versuch einer Gruppe von Privilegierten, sich vor einer Seuche in Sicherheit zu bringen. Ähnlich wie die vermögenden Florentiner, die sich im „Decamerone“ angesichts der Pest auf einen vermeintlich sicheren Landsitz zurückziehen, versammelt Prinz Prospero tausend Menschen, eine bunte Gesellschaft, in einer Abtei. Diese wird hermetisch abgeschlossen. Der Rote Tod soll draußen wüten. Die Tore werden zugemauert. So kann man in Ruhe das Ende der Seuche abwarten. Um seine Gäste zu unterhalten, veranstaltet der Prinz einen Maskenball. Sechs Räume werden bunt dekoriert, jeder in einem anderen Farbton. Nur ein siebter Raum ist schwarz. Die Gäste des Prinzen tanzen ausgelassen. Der Maskenball ist ein prächtiges Spektakel. Nur den siebten Raum, den schwarzen, will niemand betreten.

Knapp vor Mitternacht, ein Glockenschlag kündigt den Höhepunkt des Fests an, taucht eine neue Figur auf. Ihre Geschmacklosigkeit schockiert die Feiernden: Da ist jemand in ein Leichentuch gehüllt, das mit Blut befleckt ist. Ein Unbekannter hat sich eingeschlichen. Seine Maske erinnert an die Gesichtszüge einer Leiche. Prinz Prospero unterbricht das bunte Treiben. Die Gäste wagen es nicht, sich der Gestalt zu nähern. Sie lassen sie ungehindert durch die bunten Ballräume gehen. Nur der Prinz verfolgt die fremde Gestalt bis in den siebenten Raum, mit einem gezückten Dolch. Dort, im schwarzen Zimmer, dreht sich die Gestalt plötzlich um. Der Prinz stößt einen grässlichen Schrei aus und fällt tot zu Boden.

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