Aktienmärkte

Erholungsversuch der Börsen rasch gescheitert

Pedestrians wearing protective masks ride an escalator near an overpass with an electronic board showing stock information in Shanghai
Pedestrians wearing protective masks ride an escalator near an overpass with an electronic board showing stock information in ShanghaiREUTERS
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Nach Einbußen von mehr als zehn Prozent am Montag kann sich der Leitindex der Wiener Börse am Dienstag nicht erholen. Europaweit gibt es leichte Verluste.

Nach dem jüngsten Kursrutsch an der Wiener Börse ist am Dienstag ein Erholungsversuch bereits in der ersten Handelsstunde wieder gescheitert. Der ATX lag nach einem sehr festen Handelsauftakt um 9.45 Uhr wieder 0,13 Prozent im Minus und stand damit bei 1789,12 Punkten.

Am Vortag hatte er vor dem Hintergrund der anhaltenden Coronakrise knapp zehneinhalb Prozent eingebüßt. Am Dienstag setzte der ATX im Eröffnungshandel zunächst zur Gegenbewegung an und stieg in der Spitze um 4,58 Prozent. Die Kursgewinne waren jedoch nicht von langer Dauer, schon nach rund 40 Minuten rutschte der österreichische Leitindex wieder ins Minus.

An den europäischen Börsen verlief die erste Handelsstunde ähnlich. Die Unsicherheit um die Ausbreitung des Coronavirus und den wirtschaftlichen Folgen dieser bleibt weiter der große Belastungsfaktor an den Märkten.

"Das große Problem ist, dass weder Tiefe noch zeitliche Erstreckung der Rezession, deren Beginn wir gerade erleben, absehbar ist", kommentierte Martin Lück, Kapitalmarktstratege für den deutschsprachigen Raum und Osteuropa bei BlackRock. "Man muss kein Schwarzmaler sein, um mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen auf einiges gefasst zu sein".

Auf Unternehmensseite meldete die Vienna Insurance Group (VIG), ihr Ergebnisziel 2019 etwas übertroffen zu haben. Der Vorsteuergewinn (EGT) wuchs um 7,4 Prozent auf rund 522 Mio. Euro. Die Ausschüttung soll von 1,00 auf 1,15 Euro je Aktie steigen. Die Corona-Krise werde die Geschäftsentwicklung 2020 zweifellos beeinflussen, Vorrang hätten die Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden, teilte die VIG mit. Die Aktie des Versicherers lag am Vormittag 0,55 Prozent im Minus und stand damit bei 14,50 Euro.

Zahlen legte auch Mayr-Melnhof vor. Der Kartonhersteller war 2019 im beiden Divisionen - Karton und Packaging - gut ausgelastet und hat sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn kräftig zugelegt. Unterm Strich blieb ein Jahresüberschuss von 190,2 Mio. Euro. Die Dividende soll von 3,20 auf 3,60 Euro je Aktie angehoben werden. Die Titel stiegen am Vormittag um 1,35 Prozent auf 97,80 Euro.

Abseits von Unternehmensergebnissen zogen die Titel der Telekom Austria am Vormittag um 13,28 Prozent auf 6,14 Prozent an. Auch die FACC-Aktien zeigten sich mit einem Plus von 5,46 Prozent auf 6,18 Euro sehr fest. Unter den ATX-Schwergewichten wurden voestalpine mit einem Kurszuwachs von 2,11 Prozent auf 13,55 Euro am stärksten nachgefragt.

Unter Druck standen dagegen besonders Schoeller-Bleckmann mit einem Minus von 7,21 Prozent auf 16,74 Euro. Auch BAWAG (minus 5,42 Prozent auf 23,04 Euro) und Immofinanz (minus 5,42 Prozent auf 14,32 Euro) zeigten sich sehr schwach.

Europaweit Verluste

Die europäischen Börsen haben am Dienstag am Vormittag nach einem kurzen Erholungsversuch erneut negativ tendiert. Die Verluste hielten sich aber vorerst in Grenzen. Gegen 10.20 Uhr gab der Euro-Stoxx-50 um 0,94 Prozent auf 2.427,23 Punkte nach. In Frankfurt notierte der DAX mit minus 0,60 Prozent bei 8.691 Zählern. Der Londoner FT-SE-100 fiel um deutlichere 1,47 Prozent auf 5.074,71 Einheiten.

Nach den massiven Kurseinbrüchen vom Vortag waren die Aktienmärkte in Europa mit positivem Vorzeichen in den Handel gestartet, rutschten allerdings bald wieder in die Verlustzone. Am Vorabend haben die US-Börsen ebenfalls mit dramatischen Abschlägen geschlossen. Die Anlegerstimmung wird weiterhin von den rigorosen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus und den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie stark getrübt.

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus setzt wegen der Coronavirus-Pandemie seine Produktion in Frankreich und Spanien vorübergehend aus. Der Stopp gelte für die kommenden vier Tage, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Damit reagiert Airbus auf die von den Regierungen erlassenen Vorschriften wie die gerade verhängte Ausgangssperre in Frankreich. Die Airbus-Aktien fielen am Vormittag mit einem satten Minus von 7,54 auf den letzten Platz im Euro-Stoxx-50. Für Safran, den Airbus-Zulieferer von Triebwerken, ging es um 5,85 Prozent abwärts.

Ebenfalls deutlich schwächer tendierten die Papiere von VW. Der Volkswagenkonzern hat am Vormittag seine vollständige Bilanz zum vergangenen Geschäftsjahr vorgelegt. Die zentralen Eckdaten sind bereits seit Ende Februar bekannt: Demnach konnte die VW-Gruppe 2019 ihren Gewinn unterm Strich laut vorläufigen Zahlen um 12,8 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro steigern. Der Umsatz legte um 7,1 Prozent auf 252,6 Mrd. Euro zu. Beim Ausblick zeigte sich das Management nicht zuletzt wegen dem Coronavirus vorsichtig. Die VW-Titel gaben um 3,22 Prozent nach.

Deutlich erholen konnten sich hingegen die Aktien des spanischen Energiekonzerns Iberdrola. Sie verteuerten sich am Vormittag um 4,69 Prozent und belegten damit den ersten Platz im Leitindex für die Eurozone. Dahinter reihten sich die Papiere des spanischen Bank BBVA (plus 4,08 Prozent), des Gasekonzerns Linde (plus 2,91 Prozent) und des Telekomanbieters Telefonica (plus 2,29 Prozent) ein.

(APA)

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