Führungsfehler

Es warat wegen der Vitamine

Kolumne. Das ist kein klassischer Führungsfehler, sondern der Aufruf, einen ebensolchen zu vermeiden. Positiv formuliert: Ihr Kleinen, seid kreativ!

Sie habe eben den Aufruf eines Gemüsezulieferers für Restaurants gelesen, berichtet die Bio-affine Tochter gestern ganz aufgeregt. Bei geschlossenen Restaurants würde er eingehen, mitsamt seinem Bio-Gemüse. In seiner Not hatte er die Idee, blitzartig auf Haus-zu-Haus-Belieferung für Private umzustellen. Wer also ein Kisterl frisches Gemüse brauche (es warat wegen der Vitamine), brauche nur das Online-Formular auszufüllen. Man liefere umgehend. Man sei aber auch über virtuellen Zuspruch dankbar, weil man gerade ein wenig verzweifelt wäre.

Der Aufruf war so sympathisch formuliert, dass er zwei Stunden später auch bei mir über sämtliche WhatsApp-Gruppen eintrudelte. Es ist anzunehmen, dass der Gemüsezulieferer heute genug zu tun hat.

Hut ab, das ist Unternehmergeist. Es ist genau das, was die so abrupt gestoppte Wirtschaft jetzt braucht. Ideen, Kreativität, Tatendurst.

Dazu passt eine Meldung der Wiener Wirtschaftskammer. Derzeit drehten sich viele Anfragen um Anträge beim Finanzamt, um Stundung der Fälligkeit bei der Sozialversicherung und um andere Liquiditätsmaßnahmen, sagt Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecherin der Unternehmensberater (UBIT).

Schon richtig. Natürlich müssen jetzt die Fixkosten analysiert und Liquiditätspläne erstellt werden. Das beherrschen wir spätestens seit 2008. Strohmaier empfiehlt auch, jetzt offene Forderungen einzutreiben und Verbindlichkeiten hinauszuzögern (hebt sich das nicht gegenseitig auf?)

Genauso wichtig ist jetzt aber, vom Jammer- und Sparmodus in den Kreativmodus umzuschalten. Nie war die Welt so offen für neue Ideen. Gemüse kann auch im Kisterl kommen. Eier gibt's im Eierautomaten, Brot in der Brotbox.

Soll heißen: Seid kreativ. Lasst euch etwas einfallen und überlebt.

Jetzt!

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