Verkehr

ÖBB fährt mit 30 Prozent der üblichen Fahrgäste, Flixbus ab Mitternacht gar nicht mehr

Der Bahnverkehr über die italienische Grenze wurde bereits gänzlich eingestellt.
Der Bahnverkehr über die italienische Grenze wurde bereits gänzlich eingestellt.APA/DANIEL LIEBL/ZEITUNGSFOTO.AT
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Die Bahnfahrpläne werden ausgedünnt, Personenverkehr ist innerhalb der Landesgrenzen möglich. Der ÖBB-Verkehr bleibt aufrechterhalten, Flixbus stellt dagegen ab Mitternacht vorerst alle Fahrten ein.

Viele Menschen befolgen die Aufforderungen der Regierung und bleiben dem Bahnhof fern. So fuhren am Montag um 70 Prozent weniger Fahrgäste als üblich mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), wodurch der Umsatz um 80 Prozent einbrach. Der deutsche Fernbusanbieter Flixbus stellt ab 17. März um Mitternacht alle deutschlandweiten und grenzüberschreitenden Verbindungen bis auf Weiteres ein.

Die ÖBB gelten als Teil der „kritischen Infrastruktur" in Österreich. Der öffentliche Verkehr werde auch in Krisenzeiten auf jeden Fall aufrechterhalten, allein um die Mitarbeiter in krisenrelevanten Branchen zur Arbeit zu bringen, versichert ÖBB-Chef Andreas Matthä am Dienstag. Als integrierter Konzern - alles in einer Holding, Personenverkehr, Güterverkehr und Infrastruktur - könne man mit dem Verkehrsministerium und im Krisenstab einfach kommunizieren, heißt es. Die Bundesregierung habe damit einen Ansprechpartner, der rasch agieren und reagieren könne. „Wir haben als staatliches Unternehmen eine besondere Verantwortung für Österreich und die nehmen wir auch wahr", sagt der Bahn-Chef.

Ausgedünnte Fahrpläne nicht zu Stoßzeiten

Die Fahrpläne werden ausgedünnt - allerdings nicht im Nahverkehr zu Stoßzeiten, damit die Passagiere weiter voneinander entfernt sitzen und sich nicht drängen müssen. Auch bei den Postbussen gebe es einen starken Rückgang der Fahrgäste, schon weil die allermeisten Schüler wegen der Schulschließungen nicht mehr befördert werden. In den Bussen wurde der vordere Einstieg gesperrt, um die Kontakte mit dem Fahrer zu reduzieren. Der Bahn-Personenverkehr ist durch die Grenzschließungen und strengen Einreisebestimmungen im Wesentlichen nur mehr innerhalb der österreichischen Landesgrenze möglich. Auch fast alle Nachtzüge fallen aus, nur mehr die Verbindungen innerhalb Österreichs, Wien-Feldkirch und Graz-Feldkirch, werden angeboten.

Der Güterverkehr wird international weiter betrieben - „ohne Staus an der Grenze", wie der ÖBB-Chef betont. Er appelliert an alle, die auf Lkw-Transporte setzen, umzudenken und verstärkt die Bahn in Anspruch zu nehmen. An den Grenzen werden nicht nur die Lokführer, sondern die ganze Lok ausgetauscht. Verstärkt werden von der Bahn Güter zur Versorgung wie Lebensmittel transportiert. Aber auch Toilettenpapier, das zuletzt wegen Hamsterkäufen teilweise ausverkauft war, wird nun in großen Mengen per Bahn aus Europas Norden nach Österreich gebracht, um die Lager der Supermärkte zu beliefern.

Lösungen für Tunnelbaustellen gefragt

Die großen Tunnel-Baustellen sind ebenfalls von der Corona-Krise
betroffen. Italien hat die Bauarbeiten am Brenner-Basis-Tunnel auf
italienischer Seite behördlich eingestellt. Auf österreichischer Seite, in Tirol, gelten besonders strenge Regelungen für Ausgangsbeschränkungen. „Dort wird jetzt runtergefahren", sagt Matthä. Bei einem Tunnelbau könne man aber nicht so einfach die Arbeit einstellen, denn es brauche Schutz- und Stützmaßnahmen, die Zeit und Geld kosten. Auch das Hochfahren nach der Krise werde aufwendig und teuer sein.

Bei den anderen Tunnelbaustellen, wie in Koralm und Semmering, werde man sich fallweise mit den Baufirmen absprechen und Lösungen suchen. Wenn Baufirmen nicht mehr liefern können bzw. zu wenig Bauarbeiter zur Verfügung haben, weil durch Grenzschließungen ausländische Beschäftigte nicht mehr nach Österreich kommen, oder weil sie ihren Mitarbeitern keine adäquaten Unterkünfte bieten können, werde man „vernünftige Lösungen finden“, heißt es. Wichtig sei es jedoch, die Baustellen im Betrieb fertigzustellen, um keine gesperrten Gleise zu haben.

Kurzarbeit denkbar, Stellenabbau nicht

Von der ÖBB-Belegschaft sind laut Matthä 30.000 Mitarbeiter im Betriebseinsatz, 6000 arbeiten im Ausland (unter anderem bei der
ungarischen Güterbahn MAV-Cargo). Etwa 4000 Mitarbeiter können ins
Homeoffice gehen. Die ÖBB-Belegschaft habe einen sicheren
Arbeitsplatz, denn „der Verkehr muss aufrechterhalten werden". Bei den Schichten werde umgestellt, damit die jüngeren Mitarbeiter bei Bedarf bei ihren Kindern zu Hause bleiben können. Kurzarbeit wolle er bei kleineren Sparten nicht ganz ausschließen, etwa im Catering-Bereich, Stellenabbau komme aber nicht infrage. Man habe auch Verantwortung für die Partnerunternehmen, etwa beim Nachtzug.

ÖBB-Tickets von und nach Italien, Slowakei, Tschechien, Polen, Slowenien, Deutschland und der Schweiz für Reisen mit Gültigkeit bis 13. April 2020 können kostenlos über das ÖBB Kundenservice unter der Nummer 05-1717 storniert werden.

(APA)

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