Für Zeiten wie diese

Der Mensch und sein unstillbares Bedürfnis, sich mitzuteilen

Der Adressat bleibt unbekannt, aber irgendwer soll von mir etwas erfahren, etwas über mich wissen.
Der Adressat bleibt unbekannt, aber irgendwer soll von mir etwas erfahren, etwas über mich wissen.(c) Imago
  • Drucken

Warum ritzt man Liebesbekenntnisse in Baumrinden, versieht Grabsteine mit Sinnsprüchen, weshalb versendet man als Kind eine Flaschenpost?

„Was mir der Tag zuträgt.“ Unter diesem Titel hat einst Peter Altenberg Erlebnisse und Eindrücke aufgezeichnet. „Spiegel sein der Dinge um sich her“, so beschrieb er sich. Ich begegne ihm manchmal, hier am Land, wohin meine Frau und ich uns zurückgezogen haben. Waldspaziergänge machen die Situation erträglicher. Peter Altenberg ist auch einmal hier gewesen, im Sommer 1915, in Weyer an der Enns. Im Gegensatz zu ihm trägt mir der Tag aber wenig zu. Absagen meistens: „Findet nicht statt.“ „Bis auf Weiteres verschoben.“

Die Situation einer relativen Isolation bringt eine Reise nach innen mit sich. Beim Ordnen der Bücher tauchen Erinnerungen auf. Etwa an ein Abendessen in Wien mit Harald Szeemann. Der geniale Museumsleiter genoss den Triumph seiner Monte-Verità-Ausstellung. Einen Zauberberg begabter Exzentriker und Eskapisten, nicht wenige unter ihnen Österreicher, hatte er gezeigt. Von einem seiner Schweizer Landsleute war er besonders angetan: Die Faszination, mit der er ihn beschrieb, hat sich auf mich übertragen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Für Zeiten wie diese

Er wurde doch nicht der erste schwarze Präsident der USA

Paul Robesons akademische Karriere, sein Prestige und seine Berühmtheit waren atemberaubend. Doch er erhielt Auftrittsverbot.
Pappfiguren in Stadion
Für Zeiten wie diese

In der Masse ist der Mensch nicht zu ertragen

Sportevents ohne Zuschauer wirken steril. Aber Massen waren mir stets suspekt, und Canetti ist bis heute gültig.
Masken verdecken Lächeln als auch finstere Mine
Für Zeiten wie diese

Ein lachender Herrscher wäre unmöglich gewesen

Auf meinen Schulfotos stehen wir Volksschüler mit todernster Miene neben dem Klassen- und Religionslehrer.
In Zeiten wie diesen

Handshake mit „Arnie“? Auch eine Frage moralischer Hygiene

Arnold Schwarzenegger hält an der Todesstrafe fest – und verachtet damit unsere Werteordnung. Ihn zu hofieren zeugt von Doppelmoral.
Für Zeiten wie diese

Oscar Wilde in Reading: Zwei Jahre Haft wegen Homosexualität

Die englische Stadt Reading, letztens in den Medien, war für ihr Zuchthaus berüchtigt. Oscar Wilde wurde dort gebrochen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.