Plattenkritik

Suzane: Das ist wohl das französische Album des Jahres

Suzane: Toi Toi.
Suzane: Toi Toi.(c) Wagram
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Mit ihrem Debütalbum „Toi Toi“ ist Suzane derzeit in aller Munde, kein Wunder, es ist ein Meisterwerk geworden – ein wundersames Dancealbum, ein Mix aus Chanson und Electro.

Mit ihrem Namen Océane Colom hält sie gern hinter dem Berg. Aber unter ihrem Nom de plume Suzane, eine Hommage an ihre Großmutter, ist sie derzeit in aller Munde. Eigentlich in aller Ohren. Und Augen. Ihr schmales Gesicht prangt auf Magazinen, das Cover ihres Debütalbums „Toi Toi“ ziert die Auslagen aller hippen Schallplattengeschäfte. Kein Wunder, es ist ein Meisterwerk geworden, das auf leichtfüßige Weise das traditionelle Chanson mit dem Electrowumms à la Daft Punk und Justice verbindet. Als hätte sie 29 Jahre lang über die Lieder ihres Debüts nachgedacht, sagt sie, die vor zwei, drei Jahren noch als Serviererin in einem amerikanischen Lokal in Paris gearbeitet hat.

Neben ihrem militanten Feminismus fällt bei Suzane eine intensive Empathie mit Outcasts auf. Beide Elemente prägen die Liedtexte von „Toi Toi“. Und dann gestattet sie sich mit „Suzane“ auch einen Ausflug ins Selbstreferenzielle. „Qu'est-ce que tu veux faire plus tard? Ah, tu veux être chanteuse. Et pour vivre tu fais quoi? Ah, donc tu es serveuse!“, äfft sie jene nach, die an ihr gezweifelt haben. Dann setzen die Beats ein und tragen sie himmelwärts.

„Toi Toi“ ist ein wundersames Dancealbum. Polyrythmisches Geprassel und süße Melodie gehen eine innige Liaison ein. Und das Beste? Suzane vergisst nicht auf sozialkritische und feministische Bonmots. Und tanzen kann man auch in Quarantäne. „Toi Toi“ gilt schon jetzt als französisches Album des Jahres!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2020)

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