US-Börsen stabilisierten sich nach Einsturz zu Wochenbeginn

Die US-Börsenhändler erlebten am Dienstag eine leichte Entspannung.
Die US-Börsenhändler erlebten am Dienstag eine leichte Entspannung.(c) APA/AFP/JOHANNES EISELE (JOHANNES EISELE)
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US-Wirtschaftsminister Mnuchin erwägt wegen der Corona-Krise einen verkürzten Handel an den Märkten. Dow Inc. und Wal-Mart sind stark nachgefragt.

Die Wall Street hat am Dienstag mit Gewinnen geschlossen und sich somit nach den enorm hohen Vortagesverlusten etwas stabilisiert. Weiterhin behält jedoch die Coronavirus-Pandemie die Finanzmärkte fest im Griff.

Der Dow Jones Industrial Index gewann 1.048,86 Punkte oder 5,20 Prozent auf 21.237,38 Einheiten. Kurz nach Handelsbeginn war der US-Leitindex kurzzeitig unter die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten gefallen, kam jedoch von seinem Tagestiefstand bei 19.882,26 Punkten wieder zurück. Am Vortag hatte der Dow die schwersten Verluste seit dem sogenannten "schwarzen Montag" im Jahr 1987 verbucht. Damals hatte er mehr als 20 Prozent verloren.

Der S&P-500 Index gewann unterdessen 143,06 Punkte oder 6,00 Prozent auf 2.529,19 Zähler. Der Nasdaq Composite Index erhöhte sich um 430,19 Einheiten oder 6,23 Prozent auf 7.334,78 Zähler.

Eine Seitwärtsbewegung als Fortschritt

"Unter 20.000 Punkten war der Dow Jones heute endlich in der Lage, die lang ersehnten überzeugten Käufer zu finden", kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets das derzeitige Marktgeschehen. Im aktuellen Umfeld wäre schon eine Seitwärtsbewegung ein Fortschritt. Derzeit wüssten die Investoren nicht, wie das wirtschaftliche Umfeld neu zu bewerten sei und damit wisse auch niemand, "wo ein fairer Wert von Aktien liegt", so Stanzl.

Trotz dieser großen Kursschwankungen an den Märkten wegen der Corona-Krise will die US-Regierung die Aktienmärkte offen halten: Es sei jedoch möglich, dass die Handelszeiten verkürzt würden, sagte Finanzminister Steven Mnuchin am Dienstag in Washington. "Die Amerikaner müssen wissen, dass sie Zugang zu ihrem Geld haben." Er habe mit den Banken und der New Yorker Börse gesprochen. Alle seien sich einig über die Notwendigkeit, die Märkte am Laufen zu halten.

Daten aus der US-Industrie

Konjunkturseitig rückten am Berichtstag Daten aus der US-Industrie in den Mittelpunkt. Die Gesamtproduktion der Industrie sei im Februar im Monatsvergleich um 0,6 Prozent gestiegen, teilte die US-Notenbank Fed am Dienstag in Washington mit. Analysten hatten einen Zuwachs erwartet, aber im Schnitt nur um 0,4 Prozent. Der US-Einzelhandelsumsätze sind im Februar hingegen überraschend gefallen und das, obwohl die Daten noch weitgehend vor der Zuspitzung der Coronavirus-Krise in den USA erhoben wurden.

Mit Blick auf die Einzelwerte traten die Aktien der Boeing in den Vordergrund. Sie waren zeitweise auf annähernd 100 US-Dollar gerutscht, schlossen schließlich mit minus 4,2 Prozent bei 124,1 Dollar. Am Montag hatten die Titel des US-Flugzeugherstellers fast 24 Prozent verloren und damit seit Beginn des freien Falls vor knapp vier Wochen rund zwei Drittel an Wert eingebüßt. Die Coronavirus-Krise belastet besonders stark den weltweiten Flugverkehr und damit die weitere Nachfrage nach Boeing-Fliegern.

Fluglinien am Boden

Unter die Räder kamen dementsprechend auch Fluglinien. Delta Air Lines und United Airlines verloren jeweils 11,4 und 13,5 Prozent. Aufgrund der enormen geschäftlichen Schäden, die die rapide Ausbreitung des Virus hinterlässt, wollen die US-Fluglinien Staatshilfen im Volumen von über 50 Milliarden Dollar beantragen.

Äußerst stark zeigten sich hingegen im Dow Jones die Anteile von Dow Inc. Sie sprangen am heutigen Handelstag um 20,9 Prozent hinauf. Auch Einzelhändler waren am Berichtstag stark nachgefragt: Die Papiere des Dow-Jones-Konzern Wal-Mart zogen um 11,7 Prozent an. Für die Aktien des Mitbewerbers Target ging es ebenfalls um deutliche 10,5 Prozent nach oben.

Die Aktien von Amazon gewannen sieben Prozent. Der weltgrößte Online-Händler will einem starken Anstieg der Bestellungen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus mit einer Einstellungsoffensive begegnen. Das Unternehmen kündigte am Montag an, in den USA 100.000 zusätzliche Voll- und Teilzeitkräfte für Lager und Auslieferung anzuheuern, um die gestiegene Nachfrage bewältigen zu können.

(APA)

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