Leserstimme

Alle, die sonst gerne übersehen werden, stehen jetzt im Rampenlicht

Die Presse/Clemens Fabry
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Kassenpersonal, Reinigungskräfte, Lieferanten, Busfahrer, Zeitungszusteller.  Keiner kann in Quarantäne gehen. Keine allein und sicher im Home-Office werken.

Plötzlich stehen sie im Rampenlicht. Alle, die sonst gerne übersehen oder auch gerne schlecht bezahlt werden. Alle, die sogenannte niedrige Dienste tun. Wo das Einkommen so gerade das sogenannte Überleben sichert. Kassenpersonal in Supermärkten. Tankstellenbetreiber. Reinigungskräfte. Liefer- und Lagerdienste. Busfahrer. Zeitungszusteller. Müllmänner. Pflegepersonal in Krankenhäusern und Seniorenheimen. Pädagogisches und in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen aktives Personal. 

Keine und keiner von ihnen bleibt in diesen Zeiten daheim. Keiner kann in Quarantäne gehen. Keine allein und sicher im Home-Office werken. Im Gegenteil. Alle müssen ran. Gerade jetzt werden sie gebraucht. Sie alle müssen arbeiten. Selbstverständlich auch unter Einsatz der eigenen Gesundheit. Ohne sie alle geht eben nichts. 

Sozialkontakte zu vermeiden ist in diesen Berufen nicht möglich. Es ist gerade der menschliche Kontakt, der das Wesen dieser Berufe ausmacht. Damit einher geht aktuell dann eben auch das erhöhte Risiko, selbst zu erkranken. Sich mit dem Virus zu infizieren. Diese Berufe wissen das. Und müssen das gezwungenermaßen akzeptieren. Alles auf eigenes Risiko.

»Wer kümmert sich um die Gesundheit all dieser „Heldinnen der Nation“? Wer bezahlt fairen Lohn? Und wann?«

Dafür, dass sie Dienst an uns allen tun, wird ihnen von der Gesellschaft mit niedrigem Einkommen gedankt. Es stellt sich hier die Frage: wer kümmert sich um die Gesundheit all dieser „Heldinnen der Nation“ (Zitat Kanzler Kurz)? Wer bezahlt fairen Lohn? Und wann? 

Die Krise wird vorbeigehen. Wir werden vergessen. Und die oben genannten Personen, die alle „einen unschätzbaren Beitrag an der österreichischen Gesellschaft“ (Kanzler Kurz) leisten, werden wieder und weiter schlecht bezahlt bleiben. Österreich vergütet den elementaren Dienst an einer auch weiterhin (sogar im Krisenmodus) funktionierenden Gesellschaft zwischenzeitig mit einem freundlichen Lächeln, einem gedachten warmen Händedruck und vielleicht gar einer Urkunde. 

Besser wäre es, ein Zeichen zu setzen. Und den großen Worten endlich große Taten folgen zu lassen. Eine angemessene Entlohnung dieser strukturell wichtigen Berufe ist möglich. Es gibt genug Geld. Man muss es einfach nur zahlen wollen. Für die Wirtschaft geht es in Milliardenhöhe auch. Schnell und unbürokratisch. Und das ist gut so.

von unserem Leser
Harald Zimmermann, 5020 Salzburg

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