Ölindustrie

SBO: „Wir fahren mit Vollgas“

Derzeit werden bei SBO noch viele Überstunden gemacht.
Derzeit werden bei SBO noch viele Überstunden gemacht.PEROUTKA Guenther / WB
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Der heimische Zulieferer der Ölbohrindustrie, Schoeller-Bleckmann, hat ein erfolgreiches Jahr hinter und viel Ungewissheit vor sich. Die Dividende wird dennoch erhöht.

Wien. Es ist eine ambivalente Situation bei Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO). Der heimische Zulieferer für die Ölindustrie kann zwar einerseits auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2019 zurückblicken und hat auch derzeit ein brummendes Geschäft. Gleichzeitig ist angesichts der globalen Coronakrise und darüber hinaus des rasant gefallenen Ölpreises absehbar, dass es heuer deutlich ungemütlicher werden wird.

„Derzeit fahren wir in fast allen Bereichen noch mit Vollgas“, so SBO-Chef Gerald Grohmann am Mittwoch anlässlich der Präsentation der Bilanz für 2019. Im Stammwerk im niederösterreichischen Ternitz stünden Überstunden und Wochenendschichten nach wie vor auf der Tagesordnung. „Nicht weil wir übermütig sind, sondern weil es im aktuellen Geschäftsverlauf notwendig ist.“

„Sind natürlich bremsbereit“

So seien nicht nur die Auftragsbücher voll, die Kunden würden nach wie vor auf der Einhaltung der Liefertermine bestehen. „Wir sind aber natürlich bremsbereit und wissen, wie wir reagieren müssen“, so Grohmann. Schließlich wisse er auch, dass die Kunden – meist große Bohrkonzerne wie Halliburton oder Schlumberger – aufgrund ihrer Konzernstruktur manchmal länger für Entscheidungen brauchen, diese dann aber mit hoher Konsequenz umsetzen.

Und grundsätzlich sind die Vorzeichen für das heurige Jahr eher schlecht. „Zusätzlich zur Coronakrise ist es nun ja auch zu einem richtigen Ölkrieg zwischen Saudiarabien und Russland gekommen.“ Wie berichtet, konnten sich die beiden Staaten nicht auf eine Verlängerung einer Föderkürzung einigen, um den Preis zu stabilisieren. Mit der Folge, dass nun noch mehr Öl produziert wird, obwohl die globale Nachfrage zurückgeht. Dadurch ist der Ölpreis massiv verfallen und lag zuletzt bei unter 30 Dollar das Fass. „Und der Ölpreis ist auch für die Zuliefererindustrie entscheidend“, so Grohmann.

Anstatt des ursprünglich für 2020 erwarteten Plus von zwei Prozent bei den globalen Ausgaben für Erkundung und Erschließung neuer Öl- und Gasfelder gehe man nun von einem Rückgang von 16 Prozent aus. In Nordamerika könnte das Minus sogar 30 Prozent betragen. Das würde dann auch am Umsatz von SBO nagen, der im Vorjahr von 420 auf 445 Mio. Euro gestiegen ist. Das Betriebsergebnis erhöhte sich dabei von 47 auf 60 Mio. Euro.

Allerdings geht Grohmann auch davon aus, dass es einen starken Aufholeffekt geben werde, sobald die beiden Probleme gelöst sind. So werde im Kampf zwischen Russland und Saudiarabien „das Säbelrasseln“ irgendwann einmal zu Ende gehen, weil sich alle Beteiligten nur selbst schädigen. Und auch die Coronakrise werde einmal zumindest schwächer werden, wie der Blick nach China zeige.

Eine gewisse Zyklizität sei im Ölgeschäft darüber hinaus auch nicht ungewöhnlich. „Wir haben in den vergangenen Jahren schon viele Zyklen gut überstanden. Das wird auch diesmal so sein“, sagt Grohmann.

Verschuldung bei 5,4 Prozent

Bilanziell sieht sich SBO gut für die bevorstehenden Monate gerüstet. So verfügt das Unternehmen über liquide Mittel in der Höhe von 265 Mio. Euro. Das Gearing (Verschuldungsrate) liegt bei nur 5,4 Prozent. Daher soll auch die Dividende von einem auf 1,20 Euro je Aktie erhöht werden. Eine Ankündigung, die bei den Investoren am Mittwoch gut ankam. An einem erneut blutroten Börsentag an der Wiener Börse lagen die Papiere von SBO mit einem Plus von fast vier Prozent einsam an der Spitze.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2020)

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