Coronavirus

Umfrage: 90 Prozent der Österreicher bleiben daheim

Clemens Fabry/Die Presse
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Die Österreicher nehmen die Bedrohung durch das Coronavirus zunehmend ernst, zeigt eine aktuelle Umfrage. 19 Prozent haben sich selbst Quarantäne auferlegt. Mit dem Krisenmanagement der Regierung ist die große Mehrheit zufrieden.

Die Gefahr, die von der Verbreitung des Coronavirus ausgeht, wird von den Österreichern zunehmend ernst genommen und macht der Mehrheit der Menschen Angst. Laut einer Gallup-Umfrage, bei der zwischen 16. und 18. März 1000 Personen befragt wurden, haben 64 Prozent der Bevölkerung Angst, dass sie oder jemand in ihrer Familie sich anstecken könnte. Das sind deutlich mehr als noch vor wenigen Tagen: Da hatten nur 44 Prozent angegeben, Angst vor dem Virus zu haben.

Demgegenüber halten nur mehr ein Fünftel (20 Prozent) die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, für übertrieben. Vergangenen Freitag waren mit 53 Prozent noch mehr als die Hälfte dieser Ansicht. Frauen sind dabei tendenziell etwas besorgter als Männer: Während 69 Prozent der Frauen Angst vor einer Ansteckung haben, sind es bei den Männern mit 58 Prozent weniger.

19 Prozent in selbst auferlegter Quarantäne

Angesichts des Ernstes der Lage sind die überwältigende Mehrheit der Österreicher auch bereit, die Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit hinzunehmen (94 Prozent). Auch die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen werden ernst genommen: 90 Prozent gaben an, gemäß den angeordneten Maßnahmen zu Hause zu bleiben und die Zahl der Sozialkontakte reduziert zu haben. 19 Prozent leben sogar in selbst auferlegter Quarantäne.

91 Prozent der Menschen waschen laut eigenen Aussagen ihre Hände öfter, fast zwei Drittel (62 Prozent) verwenden zusätzlich Handdesinfektionsmittel. Lediglich zwei Prozent der Bevölkerung haben überhaupt keine Maßnahmen gesetzt. Offenbar stellen sich die meisten Österreicher (95 Prozent) auch schon darauf ein, dass der gegenwärtige Ausnahmezustand auch im nächsten Monat andauern wird.

Große Mehrheit ist mit Krisenmanagement der Regierung zufrieden

Eine andere Umfrage zeigt, wie das Krisenmanagement der Regierung von der Bevölkerung bewertet wird: 90 Prozent der vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Akonsult interviewten Personen antworteten auf die Frage, ob uns die Regierung bisher gut durch die Corona-Krise geleitet hat, mit Ja (47 Prozent) oder eher Ja (43 Prozent).

"Dieser hohe Wert überrascht wenig, wenn man die Regierungsteams anderer Länder beobachtet, die deutlich weniger koordiniert und entschlossen auftreten", meinte Akonsult-Geschäftsführerin Kristin Allwinger. Lediglich acht Prozent der 500 Befragten entschieden sich für "weniger gut", zwei Prozent sind gar nicht mit Kurz, Kogler & Co. zufrieden.

Beschäftigung: Fernsehen, Lesen, Homeoffice

Doch wie sieht der Alltag der Österreicherinnen und Österreicher derzeit aus? 58 Prozent vertrauen laut Akonsult auf den guten, alten Fernseher, 45 Prozent vertreiben sich die Zeit mit Lesen, 26 Prozent machen nach eigenen Angaben "Homeoffice", ein gutes Fünftel spielt Gesellschafts- oder Computerspiele. Ansonsten wird viel telefoniert (20 Prozent), gekocht (22 Prozent) und fast ebenso viele bringen mit kleinen Handwerksarbeiten die eigenen vier Wände in Schuss. Unbeliebt ist auch in Zeiten der Krise Aufräumen und Putzen mit neun Prozent, aber auch Sport (sieben Prozent) ist nur ein Minderheitenprogramm. Lediglich vier Prozent arbeiten weiterhin normal weiter.

17 Prozent glauben, über die Symptome einer Coronavirus-Erkrankung gut informiert zu sein, 69 Prozent, sie wüssten eher gut Bescheid. Elf Prozent sagen eher weniger gut. "Diese Zahlen sind nicht verwunderlich, da aufgrund der derzeitigen brisanten Situation, das Informationsbedürfnis sehr hoch ist", erklärte die Akonsult-Geschäftsführerin. Informationen über die Erkrankung würden als lebensrettend empfunden, daher bestünde der Wunsch nach noch mehr Aufklärung.

Fast sechs von zehn Befragten sind sich jedoch unsicher, ob sie Fake News über das Coronavirus von seriösen unterscheiden können. Vielleicht vertrauen deshalb die meisten auf klassische Medien, konsumieren aber parallel: TV und Radio werden von 75 Prozent genutzt, gefolgt von Zeitungen (inklusive Onlineausgaben) mit 61 Prozent Nennungen. Fast ebenso viele suchen im Internet nach Wissenswertem. Facebook, Twitter und Instagram sind mit zusammen 13 Prozent ein Minderheitenprogramm. Sieben Prozent tauschen sich mit Familie und Freunden vor allem per Telefon aus.

TV-Konsum stieg um bis zu 4,5 Stunden pro Tag

Wer mehr Zeit zu Hause verbringt, dreht offenbar häufiger den Fernseher auf (65 Prozent). Von jenen, die ihren TV-Konsum gesteigert haben, verbringen 52 Prozent dreieinhalb bis vier zusätzliche Stunden vor der Glotze. Für ein Fünftel sind es sogar 4,5 Stunden mehr und für ebenso viele immerhin zweieinhalb bis drei Stunden.

Die geschlossenen Geschäfte haben bisher offenbar noch nicht zu einem Internet-Kaufrausch geführt. Nur zwei Prozent wollen auf jeden Fall auf Online-Shops ausweichen, 29 Prozent können sich das möglicherweise vorstellen. "Appelle, sich solidarisch mit der heimischen Wirtschaft zu zeigen, könnten derzeit das Gebot der Stunde zu sein", betonte Allwinger.

(APA)

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