Pizzicato

Aus der Ewigen Stadt

Hilfe! Die Quarantäne schlägt sich unweigerlich in den sozialen Medien nieder.

Es wimmelt von Fotos von Kids, Katzen und sonstigem Haustier, von Essen, Tipps und Fake News. Als die vermeintliche Versorgungskrise drohte, postete einer die Prioritätenliste der Europäer: Italiener decken sich mit Rotwein ein, Franzosen mit Präservativen – oder war es umgekehrt? –, Niederländer mit Cannabis und die Österreicher mit Klopapier. Gemein.

Nicht, dass die sozialen Netzwerke im Zuge des zwangsweise neuen Biedermeiers und der Selbstisolation nicht ihr Gutes hätten. Der Aufruf zur Hausmusik stärkt die Moral. Wie Italiener und Spanier auf Balkonen und aus Fenstern ihre Hymne schmettern, „Azzurro“ und Arien intonieren, hat etwas Rührendes und Ansteckendes – im positiven Sinn. Gloria Gaynor stimmte ihr Credo an: „I will survive“. Auch die Österreicher singen allerlei, von „I am from Austria“ bis zur „Ode an die Freude“. Nur die große Überlebenshymne zur Pestzeit, „Oh du lieber Augustin“, ist nicht dabei.

Der Mensch, das Gemeinschaftstier: In Italien schalten sich Freunde via Skype zum virtuellen – nicht letzten – Abendmahl zusammen. Alles wird gut. Es wird dem Papst als Mutmacher gefallen haben, der vor Frühlingsbeginn fast mutterseelenallein durch die Ewige Stadt schlenderte – ein Bild für die Ewigkeit.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2020)

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