Luftfahrt

AUA: „Wir halten länger durch“

FLUGZEUGE DER AUSTRIAN AIRLINES AG
FLUGZEUGE DER AUSTRIAN AIRLINES AGAPA/HANS PUNZ
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Seit Donnerstag ist der Flugbetrieb bei der AUA vorerst eingestellt. „Das Licht geht bei uns jedoch morgen noch nicht aus“, sagt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech. Man habe Reserven.

Wien. Es sei ein denkwürdiger und trauriger Tag, beginnt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Donnerstagvormittag seine Ausführungen. Eigentlich wollte er zu diesem Zeitpunkt vor Journalisten die Bilanz des Jahres 2019 präsentieren. Aufgrund von Covid-19 findet die Pressekonferenz aber nur im Internet statt. Und anstatt über die Zahlen des Vorjahres dreht es sich vor allem um die ungewisse Zukunft der Fluglinie. Denn kurz zuvor an diesem „denkwürdigen Tag“ landet der letzte Linienflug aus Chicago mit 132 Passagieren am Flughafen Wien. Die AUA ist gegroundet.

„Die gesamte Welt ist in einer Situation, die vor einigen Wochen noch unvorstellbar war“, so von Hoensbroech weiter. Das öffentliche Leben werde allerorten heruntergefahren. „Und das trifft uns natürlich besonders. Wir stehen hier an vorderster Front.“ Gespürt habe die AUA die aktuelle Krise bereits sehr früh, Anfang Jänner. Da sei das Interesse an den China-Flügen merklich zurückgegangen. „Damals hofften wir, dass das ein chinesisches Problem bleibt.“ Diese Hoffnung habe sich aber nicht erfüllt. Und während es anfangs noch die geringere Nachfrage aufgrund abgesagter Dienst- und Urlaubsreisen war, ist es nun auch oft gar nicht mehr möglich, Flüge durchzuführen. Dass die AUA, anders als andere Fluglinien, den Betrieb vorerst komplett einstellt, sei erfolgt, um sämtliche Flugzeuge und Crews sicher nach Österreich zurückzuholen. „Das haben wir auch geschafft“, so von Hoensbroech.

Stillstand überbrücken

Nun gehe es jedoch darum, die Zeit des Stillstands bestmöglich zu überbrücken. Wichtigster Schritt dabei ist, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Bis auf jene Mitarbeiter, die unbedingt in der Verwaltung sowie der Wartung der Flugzeuge gebraucht werden, soll der Großteil der Belegschaft „nach Hause geschickt werden“. Derzeit wird mit dem Betriebsrat noch über die Details der Kurzarbeit verhandelt, das Ausmaß werde aber Richtung null gehen, so von Hoensbroech auf Nachfrage.

Die entscheidende Frage sei jedoch, wie lang der Stillstand andauere. Das Jahr werde wirtschaftlich also extrem schwierig werden. Aber: „Wir halten länger durch als andere. Bei uns geht morgen nicht das Licht aus.“ So habe die AUA „eine gut gefüllte Kasse“ und den Vorteil, dass sie die Flugzeuge besitzt und keine Leasingraten zahlen muss. Von der Mutter Lufthansa sei aber kein Geld zu erwarten. Jede Firma im Konzern müsse sich selbst um ihr Überleben kümmern. Und es gebe auch keine Bestandsgarantie aus Frankfurt für die AUA, so von Hoensbroech.

Inwiefern die AUA Staatshilfen über die Kurzarbeitsförderung hinaus brauchen und nehmen wird, sei noch offen. Ob es im Fall des Falles auch zu einer Re-Verstaatlichung der AUA kommen könnte? „Ich habe noch mit niemandem über dieses Thema gesprochen und kann es mir auch nicht vorstellen.“

Das im November bekannt gegebene Sparpaket werde natürlich weiter durchgezogen, auch wenn man sich derzeit nicht damit beschäftige, weil es wichtigere Themen gibt. Ob aufgrund der aktuellen Krise noch mehr als die damals angekündigten 800 Jobs wegfallen werden, könne derzeit noch nicht gesagt werden. Auch das hänge stark davon ab, wann wieder geflogen werden kann. „Wenn wir im Mai wieder den Betrieb aufnehmen, könnte der wichtige Sommer vielleicht noch gerettet werden“, so von Hoensbroech. Wenn es länger dauert, werde die Situation deutlich dramatischer.

Betroffen von den Flugstreichungen sind aber auch die Kunden der AUA. Und bei diesen besteht mitunter Verwirrung über die aktuelle Situation. So bietet die Fluglinie allen Kunden an, ihre Tickets innerhalb dieses Jahres kostenlos umzubuchen. Wer in den kommenden Wochen fliegen würde und sich unsicher ist, kann seine Tickets auch bis 1. Juni ruhend stellen. Wessen Flug aufgrund der aktuellen Situation aber storniert wird und es dafür auch keinen Ersatz gibt – was derzeit ja die Situation ist –, der hat jedoch natürlich das Recht auf Refundierung seines Ticketpreises. Allerdings hat die AUA bislang nur die Flüge bis zum 28. März storniert. Passagiere mit Flügen im April müssen hier also noch bis zur offiziellen Stornierung warten, damit sie ihr Geld zurückerhalten können.

2019 konnte die AUA übrigens trotz des Preiskampfes in Wien aufgrund der Sparmaßnahmen einen kleinen Gewinn von 19 Mio. Euro erzielen. „Das ist leider die einzige gute Nachricht heute“, so von Hoensbroech.

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