Deutschland

Wirtschaft könnte um sechs Prozent schrumpfen

"Das Coronavirus und seine Folgen werden Deutschland in eine Rezession stürzen", meinen Ökonomen.
"Das Coronavirus und seine Folgen werden Deutschland in eine Rezession stürzen", meinen Ökonomen.(c) APA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Am Donnerstag legten die Ökonomen von ifo und DIW ihre Frühjahrsprognosen vor. Diese sind mit großen Unwägbarkeiten behaftet, haben aber einen gemeinsamen Nenner: Eine Rezession ist wohl unvermeidlich.

Wien. Wie stark die Corona-Krise sich schlussendlich auf die deutsche Wirtschaft auswirken werde, könne noch nicht gesagt werden, denn das hänge stark von der Dauer des Infektionsverlaufs ab, so Clemens Fuest, Chef des Münchner ifo-Instituts am Donnerstag bei der Präsentation der aktuellen Konjunkturprognose. Allerdings sei klar: „Das Coronavirus und seine Folgen werden Deutschland in eine Rezession stürzen.“

Die Ökonomen haben daher zwei Szenarien berechnet. Das „günstige Szenario“, bei dem es nur „geringe Produktionseinschränkungen“ gebe, würde bereits zu einem Minus von 1,5 Prozent führen. Angesichts der aktuellen Probleme hat das ifo-Institut aber auch ein zweites Szenario berechnet, bei dem es – so wie es derzeit stattfindet – zu „stärkeren Einschränkungen der Produktion“ kommt. Dann würde Deutschland ein Minus von 6,0 Prozent verzeichnen. Deutlich mehr als im Jahr 2009, damals gab es ein Minus von fünf Prozent.

Politik muss Firmen stützen

Nun seien Maßnahmen der Politik notwendig. Die könne zwar den Rückgang nicht wirklich aufhalten. Sie kann aber die Unternehmen unterstützen, dass sie durch diese Phase kommen. Allerdings gebe es auch beim zweiten Szenario noch Unwägbarkeiten und auch weitere Abwärtsrisken. „Man kann also nicht ausschließen, dass es noch schlimmer wird.“

Ähnlich negativ auch die Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Auch die Ökonomen in Berlin halten eine Rezession für unvermeidlich. „Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr sicher in eine Rezession stürzen“, so DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen am Donnerstag in Berlin. Allerdings ist man beim DIW zumindest beim günstigen Szenario optimistischer. Aufgrund von Nachholeffekten könnte ein V-förmiger Konjunkturverlauf schlussendlich sogar nur zu einer Schrumpfung von 0,1 Prozent führen.

„Es kann aber – und das scheint derzeit realistisch – auch zu einem L-Verlauf der Wirtschaft kommen, in dem nach dem Absturz eben erstmal nichts groß nachgeholt wird und Konsum und Produktion auf einem deutlich niedrigeren Niveau bleiben“, sagte Michelsen. „Die Rezession würde dann noch deutlich schwerer ausfallen.“ Eine konkrete Prognose dazu wollte man beim DIW aber nicht abgeben.

Mehr Arbeitslose in den USA

Und auch aus den USA gab es am Donnerstag bereits die ersten konkreten Zahlen, die eine Abschwächung der Konjunktur signalisieren. So stieg die Zahl der Arbeitslosen-Erstanträge seit der Vorwoche um 70.000 auf 281.000 Personen. In den vergangenen beiden Jahren lag diese Zahl immer relativ stabil auf einem Wert von rund 220.000. Ökonomen erwarten für die kommende Woche aufgrund der Corona-Krise einen weiteren Anstieg.

Die heimischen Ökonomen von Wifo und IHS präsentieren ihre Konjunkturprognose kommende Woche am 26. März. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2020)

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