In Moskau ist die Angst vor Corona erst in Ansätzen zu spüren, viele frönen noch dem Hedonismus. Die zuletzt lauter gewordenen Warnungen der Behörden verhallen in einer Gesellschaft, die ohnedies im Krisenmodus ist.
Moskau. Die schlanke Frau mit dem blonden Langhaar rückt die giftgrünen Plateausohlen ihrer Turnschuhe effektvoll ins Visier der Kamera. Der Fotograf klickt gehorsam. Neue Pose. Alles wie gewohnt auf der Malaja-Bronnaja-Straße. Die Temperaturen sind mild dieser Tage – und die Städter zeigen sich in der neuen Frühjahrsmode. Schwarze Limousinen wälzen sich im Schritttempo durch die „Patriki“, wie das Viertel an den Patriarchenteichen genannt wird.
In den Cafés herrscht Hochbetrieb: Dicht an dicht stehen die Tischchen. In den Manikürsalons lassen sich begüterte Russinnen ihre Nägel in Hochform feilen, in den Barbershops werden Bärte nach der neuesten Mode getrimmt. Heute ist das Viertel Aufmarschgebiet der Fashionistas. Coronavirus? Rubelabwertung? Ölpreisverfall? Hier verhält man sich, als könne einem die Krise nichts anhaben.