Vorwarnung

Pflege: Trotz Pandemie läuft es „relativ gut“

(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Versorgung der Pflegebedürftigen ist derzeit gesichert, so der Bundesverband der Alten- und Pflegehäuser. Man müsse sich aber auf Engpässe vorbereiten.

Wien. Wie wirkt sich das Virus auf jene aus, die zu den Vulnerabelsten der Gesellschaft gehören – auf pflegebedürftige Menschen? Hier gibt es durchaus positive Nachrichten: In der stationären Pflege laufe es aktuell „relativ gut“, erklärte Markus Mattersberger vom Bundesverband der Alten- und Pflegeheime am Donnerstag. Denn noch habe man wenige Corona-Verdachtsfälle. Auch in der mobilen Pflege gebe es noch wenig Grund zur Aufregung, ergänzte Volkshilfe-Chef Erich Fenninger: „Grundsätzlich sollte man beruhigen. Denn wir schaffen es. Die betreuten Menschen müssen keine Angst haben, dass sie nicht versorgt werden.“

Problematisch findet Mattersberger, dass die Alten- und Pflegeheime bereits vor der Coronakrise unter einer schlechten Personalausstattung gelitten hätten. Auch Fenninger meint: Für die Kollegen in Pflege und Betreuung sei es eine große Herausforderung, die aber mit viel Einsatzbereitschaft gemeistert werde. Man müsse aber vorausschauend handeln und sich auf Engpässe vorbereiten. Fenninger: „Wir sind guter Dinge, dass das gelingen wird.“ Die Hoffnungen beruhen auf der Flexibilität des Einsatzes verschiedener Berufsgruppen, aber auch auf nun zur Verfügung stehende Zivildiener.

Mattersberger hält aber fest: Beim Personal gebe es eine gewisse Verunsicherung – nicht wegen der Krankheit, sondern wegen mangelnder Vorgaben der Länder im Umgang mit Erkrankungsfällen. Dazu kämen nun immer mehr Anfragen für Personen, bei denen (wegen der geschlossenen Grenzen für die Betreuer) die 24-Stunden-Betreuung zu Hause nicht mehr gesichert ist.

Fokus nur auf dringenden Fällen

Angesichts der Coronakrise fokussiert sich Österreichs Gesundheitswesen bei anderen Erkrankungen nur auf dringliche Fälle. Weniger Akutes wie Vorsorgeuntersuchungen müsste zurückgestellt, weitere Ressourcen freigemacht werden, hieß es. Dazu Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres: „Alles, was nicht unbedingt notwendig ist, soll aufgeschoben werden.“ Als Beispiel nannte Szekeres physikalische Behandlungen oder auch gewisse Röntgenuntersuchungen. Dies diene nicht nur der Entlastung des Systems, sondern vor allem der Vermeidung von Infektionen im direkten Kontakt, meinte er.

Ähnlich sieht das Patientenanwälte-Sprecher Gerald Bachinger: „Aus Sicht des Gesamtsystems habe ich Verständnis dafür, dass manches jetzt zurückgestellt werden muss.“

Wünschen würde sich Bachinger allerdings, dass die dort eingesetzten Ärzte nun nicht Daumen drehen müssen, sondern in anderen Bereichen zum Einsatz kommen. Hier sei das Gesundheitsministerium gefordert, eventuell brauche es Gesetzesänderungen. Finanzielle Hilfe brauche es zudem für Berufsgruppen wie Physiotherapeuten, die derzeit ohne Patienten und damit ohne Einkommen dastünden, so Bachinger.

Und der Spitalsbereich? Dort habe man die Situation im Griff, erklärte der Patientenanwalt – was auch Ärzte-Chef Szekeres bestätigte; auch wenn er erneut auf den Mangel an Schutzkleidung hinwies. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2020)

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