Im Spätmittelalter fanden in Wien zweimal jährlich Wettrennen statt: Pferderennen sollten den gleichzeitigen Markttagen zusätzliche Attraktivität verschaffen, wie Historiker Ferdinand Opll anhand von Kammeramtsrechnungen zeigt.
Sechs bis zu 15 Pferde waren am Start, die Distanz belief sich auf circa sieben Kilometer, die Pferde konnten bis zu einer Spitzengeschwindigkeit von 50 km/h, nach manchen Schätzungen bis zu 72 km/h angespornt werden. Jede Störung des Rennverlaufs war bei Strafe verboten, zudem gab es für die Pferdebesitzer und das Publikum eine eigene Wettordnung.
Ein Rennbericht mit diesen Daten zeichnet die Pferderennen im Spätmittelalter nach – ausgetragen vor den Toren Wiens. Diese sogenannten Scharlachrennen hatten ihren Ursprung in den italienischen Städten mit ihren Paliorennen. 13 Städte sind urkundlich erwähnt, zu den ersten Austragungsorten zählen Verona (vor 1207) und Siena (1239). Der Name leitet sich vom lateinischen pallium (großes Tuch, Überwurf) ab, womit auf den Hauptpreis, ein wertvolles Tuch, hingewiesen wird.