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Coronavirus: Italien fürchtet um Mailand

Militär und Polizei im Einsatz vor einem Friedhof in Bergamo
Militär und Polizei im Einsatz vor einem Friedhof in BergamoAPA/AFP/ANSA/STRINGER
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Bisher blieb die lombardische Hauptstadt vom Virus weitgehend verschont. Zuletzt verdoppelten sich die Infektionsfälle. Der Chef der Lombardei fordert zum Einsatz des Militärs zur Durchsetzung der Ausgangssperren auf.

Die italienischen Gesundheitsbehörden befürchten einen starken Zuwachs an Coronavirus-Infektionen in der Stadt Mailand, die bisher im Vergleich zum Rest der Lombardei von der Epidemie zum Teil verschont geblieben ist. Die Zahl neuer Infektionsfälle verdoppelte sich in der lombardischen Metropole von 318 auf 638.

"Die Auswirkungen eines weiteren Wachstums der Infektionsfälle könnten in Mailand verheerend sein. Die Bürger müssen zu Hause bleiben", sagte der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera im Interview mit dem TV-Sender "La7". So sprach er sich für eine weitere Reduzierung des öffentlichen Verkehrs in der lombardischen Hauptstadt aus. Mailand wird 114 Soldaten zur Einhaltung der Ausgangssperre einsetzen. Diese sollen Personen aufhalten, die sich trotz Verbots auf der Straße befinden.

Auch der lombardische Präsident Attilio Fontana forderte die Regierung in Rom angesichts der weiterhin zunehmenden Zahl von Coronavirus-Todesfällen zum Einsatz des Militärs zur Einhaltung der Ausgangssperre auf. Ziel sei es, die Zahl der Menschen auf den Straßen aufs Minimum zu reduzieren. Zugleich forderte er eine weitere Einschränkung des öffentlichen Lebens.

Rom will alle Autos kontrollieren

Die Daten sprechen für sich: Die Zahl der wegen Verstößen gegen die Ausgangssperre angezeigten Italiener hat ein Rekordhoch erreicht. Allein am Donnerstag wurden 200.000 Personen kontrolliert, 9407 wurden angezeigt, teilte das Innenministerium in Rom am Freitag mit. Seit Beginn der Kontrollen am 11. März waren noch nie so viele Personen angezeigt worden. Seitdem 1,4 Millionen Italiener kontrolliert.

Wer sich nicht an die Vorschriften hält, dem drohen drei Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 206 Euro. Während der Quarantäne dürfen Italiener nur aus beruflichen oder dringenden Gründen auf die Straßen sowie um kurze Einkäufe zu erledigen. Sie können dabei von der Polizei kontrolliert werden.

Auch die Hauptstadt Rom will nun rigoroser vorgehen: Die Polizei wird ab Samstag Straßensperren aufrichten und alle Fahrzeuge auf den Straßen der Stadt kontrollieren. Die Autos werden nicht mehr nur mehr stichprobenartig wie derzeit kontrolliert. Damit will die Polizei sicher sein, dass nur Personen aus beruflichen, oder dringenden Gründen mit ihrem Fahrzeug in der Stadt unterwegs sind. Auch Personen zu Fuß sollen in Rom verstärkt kontrolliert werden, hieß es in einer Anordnung der römischen Polizei.

427 Todesfälle innerhalb von 24 Stunden

Italien hat China bei der Zahl der Todesopfer durch das Coronavirus überholt. Mit 427 weiteren Todesfällen binnen 24 Stunden stieg die Zahl der Corona-Toten in Italien am Donnerstag auf 3405. Damit ist Italien nun das Land mit den meisten Opfern weltweit, vor China mit nach Behördenangaben bisher 3245. Europaweit stieg die Zahl der registrierten Infektionen auf mehr als 100.000.

(APA)

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