Die Angst vor dem Kinde

© 2007 Musée du Louvre / Angèle Dequier
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Etwas triggert mich. Diese leichte Panik, die mich jetzt in der Früh immer beschleicht, kommt mir verdächtig bekannt vor.

Etwas triggert mich. Ja, alle haben wir Beklemmungen, sind fahrig, angespannt. Aber diese leichte Panik, die mich beschleicht, gerade in der Früh, wenn ein langer Home-Office Tag inklusive Kinderbetreuung vor mir liegt, kommt mir verdächtig bekannt vor. Dabei liegt dieses Trauma, das ich meine, fast zehn Jahre schon zurück, es entstand in einer Zeit, in der ich mit einem ziemlich lebhaften blutjungen Herren zu Hause saß, der sich irgendwann als mein wundervoller Sohn entpuppte. Doch am Beginn war er für mich Gefängniswärter und Foltermeister.

Ich kannte bis dahin ja nur Freiheit. Und damit meine ich meine Arbeit. Ich liebe meine Arbeit, habe ich immer schon, sie ist für mich mein Leben, pathetischer will ich hier jetzt gar nicht werden (obwohl ich könnte). Plötzlich aber war da dieses schreiende Bündel, das mich nicht schlafen ließ, das mich nicht denken ließ, das mich nicht schreiben ließ. Obwohl ich musste. Gleich zu Beginn meiner ersten Karenz bekam ich meinen ersten Buchauftrag (danke Metroverlag, danke Sibylle und Kurt Hamtil – aber ihr hättet es eigentlich wissen müssen…).

„Lust und Tabu. Über Sex und Kunst“ war das Thema, das in diesen Wochen, in denen man doch eher mit dem Ergebnis als mit dem Akt selbst konfrontiert ist, durchaus etwas Komisches hatte. Doch was mich eigentlich amüsieren, zumindest ablenken sollte, kostete mich die Nerven und die Nächte. Jeden Morgen wachte auch die schlichte Angst mit mir auf, dass ich mein Pensum nicht erfüllen kann. Abgehalten von etwas, das ich doch, das mich doch so lieben sollte. Die Angst vor dem Kinde. Mittlerweile haben sie Angst vor der Mutter. Ein bisschen zumindest. Und das ist grad ganz gut so. Denn jetzt kann ich beginnen, was Sie morgen lesen werden.

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