Coronavirus

Fußball in Italien hat "zehn Tage zu spät aufgehört"

APA/AFP/INA FASSBENDER
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Laut Fußball-Gewerkschafter Tommasi - Fußball auf Skala der wichtigen Dinge derzeit "auf der niedrigsten Stufe überhaupt"

Bis zur Normalität im italienischen Fußball oder einer Wiederaufnahme der Serie A ist es für den Chef der Fußballergewerkschaft des Landes noch ein weiter Weg. Das Land ist in Europa am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffen und hat inzwischen mehr Tote als China verzeichnet.

"Jetzt einen Arzt für einen Fußballer abzustellen, während in den Spitälern alles zusammenbricht? Den Fußball wieder rollen zu lassen hieße, der Gesellschaft zu signalisieren: Die Normalität ist wieder nahe. Und das ist noch nicht so", betonte Damiano Tommasi in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). "Der Fußball ist auf der Skala der wichtigen Dinge gerade auf der niedrigsten Stufe überhaupt."

In China soll am 22. Mai wieder gespielt werden. "Wenn wir das auf unsere Lage herunterbrechen, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir wirklich im Mai den Fußball wieder aufnehmen können, wie es Liga und Verband anstreben", sagte der Ex-Nationalspieler Tommasi. "Ich fürchte, wir haben zehn Tage zu spät aufgehört - auch, weil die UEFA durch die Verschiebung der Europameisterschaft erst jetzt Platz im Kalender geschaffen hat. Dies früher zu tun, hätte wertvolle Zeit geschaffen. Aber es hat jetzt keinen Sinn zu polemisieren."

Kräfte bündeln im Spenden-Marathon

Italiens Fußballclubs, -Spieler und -Fans versuchen dem vom Coronavirus schwer gebeutelten Land unter die Arme zu greifen. Sie haben ihre finanziellen Kräfte gebündelt, um Millionen von Euro zur Unterstützung des ins Wanken geratenen nationalen Gesundheitssystems zu sammeln.

AS Roma spendete den Kirchen der Hauptstadt 8.000 Paar Schutzhandschuhe und 2.000 Flaschen Hand-Desinfektionsmittel, die an Bedürftige gehen, Inter Mailand ließ dem Gesundheitsministerium 300.000 Schutzmasken zukommen. A-Team-Spieler und -Betreuer von Inter Mailand spendeten 500.000 Euro. AC-Milan-Stürmer Zlatan Ibrahimovic startete am Donnerstag mit 100.000 Euro seine "Kick den Virus"-Aktion, die bereits am Freitag 250.000 Euro eingesammelt hatte.

Andere Aktive wie Ferrara-Stürmer Andrea Petagna, Napoli-Kapitän Lorenzo Insigne, Torino-Stürmer Simeone Zaza und Juventus-Flügelstürmer Federico Bernardeschi sammelten oder spendeten mehr als 430.000 Euro. Der ehemalige Roma- und Nationalteamstürmer Francesco Totti brachte sich mit einer Spende von 15 Maschinen zur Überwachung von Lebensfunktionen ein.

Die größten Summen kamen wiederum von zwei der größten Namen im Land. Der ehemalige Premier Silvio Berlusconi, Eigentümer des Drittligisten Monza und Ex-Präsident des AC Milan, stiftete der schwer betroffenen Region Lombardei 10 Millionen, um eine 400 Betten umfassende Station für Intensivpatienten zu errichten.

Die Agnelli-Familie, Eigentümer von Juventus Turin und der Fiat-Chrysler-Gruppe, spendete ebenfalls 10 Millionen Euro an das Gesundheitsministerium. Die Investmentgesellschaft Exor, die im Eigentum der Agnellis steht, ist zudem im Begriff, 150 Beatmungsgeräte für italienische Krankenhäuser zu erwerben.

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