Es ist eine tollkühne Idee, mit dem Hund Richtung Süden zu reisen.
Es ist eine tollkühne Idee, mit dem Hund Richtung Süden zu reisen. Erstens einmal ist es dort heiß, und jeder Hund, der so was wie ein Fell hat, hasst die Hitze, aber die Hunde werden bekanntlich nicht gefragt, wo sie hinfahren wollen. Zweitens ist weder in Italien noch in Kroatien irgendwer scharf auf Touristen mit Hunden, und ich spüre noch immer den Schauer des Ärgers von damals, als ich in Grado daran scheiterte, ein Wochenende mit meinem Hund zu verbringen. Zuerst fiel der Badenachmittag ins Wasser, weil an jedem Meerzugang die Verbotstafel mit der durchgestrichenen Hundesilhouette stand, dann durfte ich mich nicht einmal abends im feinen Fischlokal „Alla Dama Bianca“ in Duino mit einer Flasche Tocai Friulano trösten, weil, obwohl ich meinen Hund und mich telefonisch angekündigt hatte, diesem der Zutritt auf die Terrasse verweigert wurde. Der Ausflug ins Friaul endete vorzeitig am Wörther See.
Besser ist die Lage an den Stränden Südfrankreichs, aber nicht gut. Es gibt zwar zwischen Montpellier und Perpignan Strandabschnitte, an denen Hunde zugelassen sind, aber an denen – unaufgeräumt und zugeschissen – will nicht einmal mein Hund baden.
Ich entwickelte also eine spezielle Strategie, um mit dem Hund zu reisen. Checkte jede Übernachtungsmöglichkeit weit im Voraus, stets mit persönlichen Gesprächen, um ja keine üble Überraschung zu erleben und steuerte als Ziel stets Privatquartiere an, in denen Hunde dezidiert zugelassen waren. War das nicht möglich, ließ ich den Hund zu Hause. Die Mühen, daheim für seine adäquate Unterbringung zu sorgen, waren wesentlich geringer als der Verdruss am Urlaubsort.
Wobei – man kann auch nach Norden reisen. Die Sommerferien an der nördlichen Spitze von Seeland, jener dänischen Insel, auf der Kopenhagen liegt, gehören sicher zum Schönsten, was mein Hund auf Reisen je erlebt hat. Fantastische Sandstrände, hinter denen schattige, großzügige Wälder liegen, die man durchstreifen kann und kaum Menschen. Reiste meine Familie in den Norden – mein Hund und ich wären dabei.
Christian Sailer, der im „Kurier“ („Freizeit“) eine Kolumne über seinen Hund Barolo schreibt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2010)