Cupra Ateca vs. Mini JCW Countryman

Sauber bleiben, Freunde

An die Arbeit: Cupra Ateca, 300 PS, links; Mini JCW Countryman, 306 PS, rechts. Allrad haben beide.
An die Arbeit: Cupra Ateca, 300 PS, links; Mini JCW Countryman, 306 PS, rechts. Allrad haben beide.An die Arbeit: Cupra Ateca, 300 PS, links; Mini JCW Countryman, 306 PS, rechts. Allrad haben beide. (c) Juergen Skarwan
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Zweimal Crossover aus Kurvenspaß und Nutzwert: Es droht eine Schlammschlacht.

Wir haben: Das jüngste Performancelabel der Autobranche auf der einen Seite. Und eines der ältesten auf der anderen. Ergibt zwei Autos, die sich gern miteinander messen: Cupra Ateca und Mini John Cooper Works Clubman. Die Reise zu den Ursprüngen ist bei Cupra kurz: Der Name steht für Cup Racing und ist bei Seat schon länger im Gebrauch, abgeleitet von seriennahen Renneinsätzen, ist dann für – immer schon kompetent – aufgepeppte Varianten auf die Straße geführt worden.

Dass man daraus schließlich eine eigene Marke gründet, folgt nur der Logik des Marktes, der immer begieriger nach Premiumware verlangt. Genau dafür fehlte der grundsätzlich eher günstig positionierten spanischen VW-Tochter aber die Street Credibility, sodass man gleich auf einen gänzlich eigenständigen Auftritt, mit eigenem Logo („indianisches Stammeszeichen“, whatever) und allem, was sonst noch dazugehört, umsattelte, zum Beispiel: kein Modell unter 300 PS.

Dass man dafür alle Zutaten an der Hand hat, genauer gesagt im sogenannten Konzernregal des VW-Imperiums, ermöglicht eine verträgliche Preisgestaltung, bei der auch einkommensmäßig aufsteigende Seat-Fahrer noch mitkommen.

An der Pforte steht neben dem neuen Cupra Leon schon ein weiteres Modell, das es erstmals Cupra-Only geben wird – den Formentor, ein Crossover mit 310 PS und der Option Plug-in-Hybrid (huch, nur 245 PS Systemleistung!).

Der Cupra Ateca als erstes vollwertiges Modell der jungen Marke fand schnell seine Fans, bei Seat wiederum fand man sich überrascht, in welch kurzer Zeit die ehrgeizigen Absatzziele erreicht, schließlich übertroffen wurden. Und man kann es nachvollziehen. Der Ateca hat ein gefälliges Äußeres und entbietet nette Details, ohne allzu dick aufzutragen, etwa Felgen und viele Zierelemente im Kupferlook und eine vierflutige Abgasanlage als halbdezenten Hinweis auf doch stattliche 300 PS an der Kurbelwelle. Die liefert ein bestens bekannter Motor, ein Zweilitervierzylinder mit enger Verbindung zu Golf GTI und anderen Go-Faster-Derivaten der großen VW-Familie.

»"BMW griff die Cooper-Tradition dankbar auf und setzte die 'Works'-Version obendrauf."«

Anders, nämlich wesentlich tiefer in der Historie gelagert ist die Sache beim Namen John Cooper. Er steht für schnelle Minis, aber auch für einen Konstrukteur, der in den Fifties die Gestalt des Rennsports verändert hat. Es war Cooper, der das heute noch gültige Prinzip des Mittelmotors in der Formel 1 einführte und dafür auch mit zwei WM-Titeln seines Teams belohnt wurde (1959 und 1960, am Steuer: Jack Brabham). Die Beschäftigung als Tuner für Mini erwies sich als ähnlich erfolgreich. Die sportlichen Talente der Konstruktion, mit der Alec Issigonis das Packaging im Automobilbau revolutionierte – kompakt, günstig, platzsparend –, hatte Cooper sofort erkannt. Die flotteren Cooper-Modelle, mit dem „S“ als Spitzenmodell, machten sich auf der Rallye Monte Carlo (Gesamtsieg 1964, 65, 67) wie auf zivilen Straßen einen Namen, der bald fix zur Mini-Familie gehörte.

BMW als neuzeitlicher Eigner griff die Tradition dankbar auf (John Coopers Sohn Mike führte inzwischen die Geschäfte, der alte Herr starb 2000) und setzte noch eine Works-Variante obendrauf. Die hält im
Fall des JCW-Countryman bei stattlichen 306  PS, jedenfalls auf dem Papier. Wie ist das gemeint? Nun, vielleicht hatten wir Pech mit unserem Exemplar, aber der Antritt passte einfach nicht zur Leistungsangabe. Im direkten Beschleunigungsduell mit dem Cupra unterlag der Mini denn auch, und zwar ganz eindeutig. Bitte auf den Prüfstand! Vielleicht irren wir uns ja, irritiert durch ein unsagbar lästiges Geräusch, das wohl die akustischen Thrills der früheren Kompressormodelle imitieren soll – ein Soundgenerator, der gar artifiziell klingen-
de Brumm-Brumm-Töne erzeugt und sich nicht ausschalten lässt. 

»"Eingaben am Gaspedal: Der Mini lässt sich mit der Bearbeitung Zeit."«

Dass die Reaktionszeit, in der das Auto auf eine rasche Vorwärtsbewegung des Gaspedals reagiert, für ein ausgewiesenes Sportmodell zu lang ist, ergibt den anderen Minuspunkt. Durfte irgendwer aus der alten Cooper-Truppe noch an der Abstimmung mitmischen, oder haben wir es mit einem reinen Marketinglabel zu tun, das Sportlichkeit nur inszeniert? Aber vielleicht legen
wir reflexartig alte Mini-Maßstäbe an. Der Countryman, mit einem Gewicht schon klar über den eineinhalb Tonnen, ist eher der Familie als der Sonderprüfung zugeneigt. Und: So sehr die PS-Zahlen auch in die Höhe schießen, so sehr verlängert der immer verzweigtere technische Komplex aus Turbolader, Regelsystemen, Getriebesteuerung, Allradantrieb und Abgasreinigung die Ansprechzeit. Die Spritzigkeit eines Ur-Mini Cooper S, davon haben wir uns schon ein weites Stück entfernt. Dafür gibt es Platz, Sicherheit, Komfort und eine lustige Lackierung, die Straßenbild wie Laune aufhellt. Kostet aber extra, gell.

(c) Juergen Skarwan

Zeit, über Ziegel zu reden. Für alle, die Die Sendung mit der Maus zum Thema damals versäumt haben. Wir haben die Gelegenheit bekommen, Cupra und Mini auf den Gründen der Firma Wienerberger, weltgrößter Ziegelproduzent, im Süden Mödlings auszuführen, und wissen seither, warum Ziegel eigentlich rot sind. Im Ernst, so wird der Lehm ja nicht aus dem Boden gegraben, dort ist er graubraun. Erst im Ofen, bei 910  Grad Celsius, tritt das im Lehm enthaltene Eisen färbend zutage. Je mehr Eisen im Boden, desto röter die Ziegel. Die Wienerberger gehören zu den eher blassen, in England sieht man öfter richtig purpurrote Backsteinbauten. Der Standort Hennersdorf stellt 600 Paletten Ziegel täglich auf den Hof, sieben Tage die Woche, bereit zum Abtransport und dabei teilweise noch 50, 60 Grad warm. Für einen Hausbau sind etwa 45 Paletten zu veranschlagen. Nach jetzigem Stand der Produktion lagert auf den Gründen noch genug Material für weitere 100  Jahre Ziegelfertigung. Und wer das Terrain mit dem Auto durchpflügt, was man normalerweise eh nicht darf, muss mit einem längeren Aufenthalt in der Waschstraße rechnen. Wenn sie einen dort nicht gleich verjagen.

»"Bei Bedarf kann man auch einen Schwung Ziegel einpacken. Können Sportwagen nicht."«

Cupra Ateca und JCW-Countryman haben viele Gemeinsamkeiten, wobei der Ateca etwas größer und schwerer ist und über ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen verfügt, während es beim Mini eine Achtgangautomatik ist. Beide als Fronttriebler ausgelegt, schaltet sich die Hinterachse erst bei Schlupf an den Vorderreifen dazu. Die Idee, dass ein SUV oder Crossover einen Sportwagen abgeben könnten, ist natürlich abwegig, denn die beiden zentralen Kriterien für ein solches Format sind geringes Gewicht und geringer Schwerpunkt, und beide sind ja nicht eben die Stärken der höher gelegten, robust ausgeführten Gattung. Aber ein kräftiger Motor und ein kundig ausgelegtes Fahrwerk können ihren Beitrag für kurzweilige Kurvenfahrt leisten. Dass der Cupra den Mini beim Temperament übertrifft, ist vielleicht überraschend, sein Motor greift mit größter Freude durch. Der Mini ist einen Hauch knackiger abgestimmt, in letzter Konsequenz auf sicheres Untersteuern im Grenzbereich ausgelegt. Beide geben sich im Alltag ausreichend komfortabel und drängen nicht zu unruhiger Fahrweise. Die Programme des Cupra sehen sogar einen Rennstreckenmodus vor. Der Sportmodus im Mini macht hauptsächlich das Brumm-Brumm lauter. Größter Vorteil der beiden ist, dass man bei Bedarf auch einen Schwung Ziegel einpacken kann, und dass man die Trümmer zu Hause hat, solang sie noch schön warm sind.

(c) Juergen Skarwan

Enthält Spuren von Kupfer

Erstaunlich erfolgreicher Einstand von Seats neuer Performancemarke. Preis, Styling, Power: Cupra macht beim Ateca alles richtig.

Name: Cupra Ateca

Preis: 48.890 Euro

Motor: R4-Zylinder-Turbo, 1984 ccm

Leistung: 300 PS (Drehmoment: 400 Nm)

Antrieb: Allrad

Gewicht: 1632 kg

0–100 km/h: in 5,2 Sekunden

Vmax: 247 km/h

Verbrauch: 9,6 l/100 km

(c) Juergen Skarwan

Todschick statt Antritt

Das so traditionsreiche John Cooper Works Label ist im Countryman eher inszenierte als gelebte Sportlichkeit. Der Soundgenerator nervt leider.

Name: Mini John C. Works Countryman

Preis: 49.350 Euro

Motor: R4-Zylinder-Turbo, 1998 ccm

Leistung: 306 PS (Drehmoment: 450 Nm)

Antrieb: Allrad

Gewicht: 1600 kg

0–100 km/h: in 5,1 Sekunden lt. Werk

Vmax: 250 km/h

Verbrauch: 9,5 l/100 km im Test

("Die Presse - Fahrstil", Print-Ausgabe, 21.03.2020)

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