Motorrad

Fahrtrainings: Wer (richtig) bremst, gewinnt

Darauf können sich alle Neigungsgruppen einigen: Saubere Fahrtechnik macht sicher.
Darauf können sich alle Neigungsgruppen einigen: Saubere Fahrtechnik macht sicher.(c) Beigestellt
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Motorradfahrtechnik hat viele Facetten – auf welchem Eisen auch immer.

Motorradfahren verlernt man nicht. Auch nach jahrelanger Pause nicht. Erst recht nicht nach ein paar Monaten Winterruhe. Doch zugegebenermaßen rostet die Geschmeidigkeit des Umgangs mit dem Bock etwas ein. Und selbst bei fundierter Erfahrung: Saisonales Aufwärmen ist keine schlechte Idee. Nicht nur für die Reiter großer Eisen. Auch das Fahren kleiner Einspurgefährte ist nicht bloß ein Kinderspiel. Dafür offeriert der ÖAMTC Trainings in mehreren Kategorien, entweder kurz und bündig halbtägig oder intensiv ein ganzes Wochenende lang. Die Art des Motorrads – ob Big Bike oder City Scooter – ist dabei eine Frage der Gruppenzuteilung. Diese Kurse sind in erster Linie asphaltorientiert.

Fürs jährliche Fahrtechnikupdate offeriert der ÖAMTC Trainings mit Eisen jeglicher Art.
Fürs jährliche Fahrtechnikupdate offeriert der ÖAMTC Trainings mit Eisen jeglicher Art.(c) Beigestellt

Mit den Warm-ups ist das Fahrtechnikoffert des Mobilitätsclubs noch lang nicht erschöpft. Es gibt Einschlägiges ebenso auf dem Sektor Trial. Da geht’s auf losen Untergrund. Die beste Grundlage, um ein Gefühl für Blickführung, Balance, Gewichtsverlagerung, Gasgriff und Bremshebel zu entwickeln – und der Schockstarre bei gelegentlichen Rutschern vorzubeugen. In der Kategorie Enduro und Motocross geht’s wesentlich fetziger zu, wenn man den Dreh am Gas und das Stehen in den Fußrasten einmal intus hat. Die Überleitung zur speedigen Asphaltabteilung ist Supermoto. Und beim echten Rennstreckentraining kann sich schnell herausstellen, dass PS-Leistung nicht alles ist.

Ob Asphalt oder Schotter: Man nimmt immer etwas für die öffentliche Straße mit. Mindestens Reaktionsschnelligkeit. Auf alle Fälle ein trainiertes Gefühl für das Spiel mit Gas und Bremse. Bei jeder Wetterlage. Wobei einerseits auf befestigten Wegen die Tempolimits das freie Fahren in ein enges Speedkorsett zwängen, andererseits die unbefestigten Pfade rar sind und meist jenseits der Legalität.

Die hohe Schule der Offroadkunst: Hare Scramble. Der Prolog ist auch sehr spannend.
Die hohe Schule der Offroadkunst: Hare Scramble. Der Prolog ist auch sehr spannend.(c) Beigestellt

In beiden Fällen bieten sich Profis ebenso wie Amateuren Rennpisten als Fluchtterrain an. Dem haftet der Nimbus des Austobens an. Was sich aber sehr schnell herausstellt, ist, dass es weniger um Vollgas geht – auf der Geraden mit 300 km/h und mehr dahinzuglühen ist zugegebenermaßen ein Thrill, aber nur ein kurzfristiger –, sondern darum, möglichst elegant und gewandt Schwung in die und aus den Ecken mitzunehmen. Mit Gefühl am Quirl zu drehen, exakt durch die Gänge zu switchen, den Lenker zu führen, locker in Ellbogen, Hüfte und Knien zu bleiben, sich progressiv an Bremspunkte heranzutasten, und zu erfühlen, dass man gegebenenfalls auch in Schräglage ankern kann.

Mit Onroad-Bikes kommt es nicht auf die Bauart an, es muss nicht eine vollverkleidete Supersportlerin sein. Nicht umsonst bestreiten Eisen, die gar nicht für die Racingstrecke gemacht sind, diverse Markenserien. Siehe BMW Boxer Cup. Hier stand anfangs die R 1100 S, später die R 1200 S (auch als HP2 Sport) am Start, jetzt ist es die
R nineT Racer. Auch Moto Guzzi spulte im Vorjahr eine Pokalserie ab, mit der V7 III, samt Le-Mans-Start und 60-Minuten-Sessions. Aktiv ist auch Triumph, mit dem Street Triple Cup.

Für verregnete Nachtfahrten gibt’s keine  Kurse. Es braucht Routine und Übung.
Für verregnete Nachtfahrten gibt’s keine Kurse. Es braucht Routine und Übung.(c) Beigestellt

Was die Auswahl an Offroad-Tracks betrifft, wird das Angebot zunehmend dünner. Für Racer ebenso wie für Freizeitgeländesportler. Eine Gelegenheit für alle und Aushängeschild auf internationaler Topebene ist das Erzberg-Rodeo (heuer von 11. bis 14. Juni geplant). Für den Hauptbewerb, das Hare Scramble, sind Profieisen und -können Bedingung. Doch den Auftakt, den Iron Road Prolog über die 13,5  Kilometer lange kurvige Schotter- und teilweise Erdpiste – je nach Wetterlage staubig oder gatschig – haben schon Bikes geschafft, die gar nicht fürs Offroaden gebaut sind. Darunter eine Buell XB12S und der Dachroller BMW C1, ebenso eine Ducati Monster.

("Die Presse - Fahrstil", Print-Ausgabe, 21.03.2020)

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