Interview

"Die Botschaft: Du darfst deine Oma nicht sehen, halte ich für problematisch"

Die soziale Isolation von betagten Menschen durch Ausgangssperren muss durchbrochen werden, erklärt Sozialmediziner Michael Kunze.
Die soziale Isolation von betagten Menschen durch Ausgangssperren muss durchbrochen werden, erklärt Sozialmediziner Michael Kunze.imago images/Noah Wedel
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Sozialforscher Michael Kunze über die Einsamkeit betagter Menschen durch Ausgangssperren und sinnvolle Gegenmaßnahmen.

Die Presse: Sie sind Sozialmediziner. Wie wirkt sich die Coronapandemie in diesem Bereich aus?

Michael Kunze: Es ist ein besonderer Anlassfall, ein derartiges Thema zu studieren, psychologisch und sozial. Wir sind gefragt, Informationen korrekt wiederzugeben.

Wo gibt es unkorrekte Informationen?

In Österreich verlaufen über 90 Prozent der Erkrankungsfälle problemlos. Das ist ganz wichtig festzuhalten. Es ist bei uns also nicht wie in Italien. Die Aussage, es trifft alte Menschen, muss man auch differenziert sehen. Einfach nur alt zu sein ist keine Krankheit. Betroffen hat es sehr alte Menschen mit schweren Grunderkrankungen. Bei denen war das Coronavirus nur der letzte Teil, der zum Tod geführt hat. Es ist wie bei der Influenza – dort sterben auch jene mit einer schweren Grundkrankheit.

Wer Corona mit einer Grippe vergleicht, dem wird vorgeworfen, Corona zu verharmlosen.

Ich will Corona nicht kleinreden. Es ist vielmehr so, dass die Influenza in Österreich nicht ernst genommen wird. Es ist eben so, dass derzeit mehr alte und kranke Menschen an Influenza sterben als an Covid-19.

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