Bäume mit Mehrwert

Von der Ästhetik des Selbstverständlichen: Auf einen vormaligen Maisacker zu Wattens hat das Architekturbüro Snøhetta eine Streuobstwiese gezaubert, in der ein modernes Raumkonzept mit traditionellen Tiroler Landschaftselementen vereint ist.

Es ist heute fast selbstverständlich, dass Unternehmen Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung einer Gesellschaft leisten – Corporate Social Responsibility (CSR) nennt man das. Meist beziehen sich Maßnahmen auf die Geschäftstätigkeiten innerhalb des Unternehmens, die Mitarbeiter oder Umweltaspekte betreffend. CSR ist freiwillig, mehr oder weniger, schließlich geht es für Wirtschaftstreibende um das so wichtige gute Image. Maßnahmen völlig außer Acht lassen kann sich heute kaum ein größeres Unternehmen leisten. Unter diesem Druck entstehen unzählige Lückenfüller für nötig gewordene Nachhaltigkeitsberichte.

Dann und wann stößt man auf ernst gemeinte Beiträge – so im Tiroler Wattens, Hauptsitz des österreichischen Familienunternehmens Swarovski. Der Weltkonzern zeigt bereits seit Jahren Engagement für die Region. Da die Swarovskis seit dem 19. Jahrhundert am Standort erfolgreich wirtschaften, tragen sie eine gewisse Verantwortung für die Region: Man übernimmt also Corporate Regional Responsibility. Wattens soll, so der Leitgedanke des Firmengründers, ein schöner Ort zum Leben sein. Und seit damals wird an diesem Ziel gearbeitet, etwa im Rahmen von Siedlungsprogrammen zur Schaffung von Wohnungen für die Belegschaft; es scheint ein funktionierendes Geben und Nehmen. Nun hat Swarovski in Wattens wieder einmal gegeben. Ziemlich uneigennützig und im Gegensatz zu den Kristallwelten diesmal mit wenig Trommelwirbel und Design-Chic, dafür mit Gespür für die Landschaft. Handlungsrahmen war ein 3,5 Hektar großer Maisacker vor den Toren der Swarovski-Produktionsstätte: Die Agrarfläche auf Swarovski-Grund wurde als Potenzialfläche identifiziert und in eine öffentlich nutzbare Streuobstwiese verwandelt. Klingt nach ein paar Bäumen auf einer Wiese, ist aber weit mehr: Entstanden ist ein Hybrid aus landwirtschaftlicher Produktionsfläche und Park, wobei weniger die Ertragsaussicht als vielmehr der gesellschaftliche Mehrwert im Vordergrund stand.

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