Côte d'Azur am Roten Meer

Expedition Europa: bei den seligen Messieurs von Eilat.

Als ich noch reisen durfte, ging ich einem Déjà-vu nach, das mich vor drei, vier Jahren am südlichen Ende Israels überkommen hatte. Ich spazierte damals im Wüstenbadeort Eilat am Roten Meer entlang und wunderte mich über das viele Französisch ringsherum. Plötzlich, vor dem „Herods Palace“, spielten da Dutzende ältere Messieurs selig Pétanque. Eine Szene wie an der Côte d'Azur, nur an einem ganz anderen Meer, eigentlich am Indischen Ozean. Obwohl mir die Spielregeln schleierhaft waren, zog mich dieses Gegenteil von Extremsport seit je an: Pétanque kann man bis ins Greisenalter praktizieren, ja auch noch aus dem Rollstuhl heraus.

Ende Jänner kehrte ich deswegen nach Eilat zurück. Ich wusste inzwischen, dass jüdische Franzosen in der Folge mehrerer antisemitischer Mordanschläge zunehmend nach Israel auswandern, allein in Eilat haben sich 2000 frankofone Familien niedergelassen. Ich marschierte schnurstracks zu Nora Bitton ins Rathaus. Sie hatte 14 Jahre in Marokko gelebt, die vergangenen 37 Jahre in Eilat und war zur Unterstützung der Zuwanderer angestellt worden: „Ich begleite die Leute, zur Kontoeröffnung, zum Arzt. Sie sind nicht sehr sprachbegabt, die Hälfte sind Pensionisten.“ Bitton hatte einen richtigen französischen Amtstag: Eine greise Madame wartete, weil sie ein ärztliches Attest nicht verstand, ein jüngerer Checker schneite herein, eine weitere Alte rief zum Merci-Sagen an.

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